Dies ist der fünfte von fünf hintereinanderfolgenden Posts in diesem Blog über eine Bahnfahrt von Stuttgart nach Bad Liebenzell mit Umsteigen in Pforzheim und zurück an einem Sonntag.
Im vorangegangenen Post war ein Reisezeitvergleich zwischen Bahn und Auto das Thema. Die Bahn sieht hier schlecht aus. Heute vollziehen wir jedoch eine überraschende Kehrtwendung und betrachten die Nachteile des Autos.
In Stuttgart fehlt der Mittlere Ring
In 40 bis 50 Minuten von Stuttgart mit dem Auto nach Bad Liebenzell? Das geht, aber nur wenn man am westlichen Rand von Stuttgart wohnt. Wohnt man mitten in Stuttgart, im östlichen Bereich von Stuttgart oder im Rems-Murr-Kreis usw. kann man von den 50 Minuten nur träumen. Dann entsteht schnell die doppelte Fahrzeit.
Die Ursache ist der fehlende Mittlere Ring in Stuttgart. Stuttgart ist ein Außenseiter in Sachen Verkehr. Das äußert sich nicht nur in Form von Stuttgart 21, sondern eben auch im großteils fehlenden Mittleren Ring. Die Versäumnisse der Landeshauptstadt auf dem Gebiet des Verkehrs wirken sich auf das halbe Land aus. Vom Osten Baden-Württembergs in den Westen muss man mit dem Auto vielfach mitten durch Stuttgart fahren. Besserung ist nicht in Sicht.
Das Auto war schon immer teurer als die Bahn
Nicht erst seit dem Bestehen des 49 Euro-Tickets ist es wesentllich preiswerter, mit dem Regionalverkehr der Bahn zu reisen als mit dem Auto. Setzt man den Wertverlust des Autos und alle anderen Kosten voll an, ist das Auto ein Vielfaches teurer als die Bahn. Fachleute betonen immer wieder, dass trotz der hohen Kosten, die das Autofahren verursacht, viele Kosten - z.B. Stellplätze in öffentlichen Straßen - von der Allgemeinheit getragen werden. Vielleicht kommt irgendwann jemand auf die Idee, diese Kosten auch noch auf die Fahrzeughalter umzulegen?
Wie wirkt sich die EU-Führerscheinrichtlinie auf das Autofahren aus?
Wahrscheinlich wird die neue EU-Führerscheinrichtlinie nicht eins zu eins in Deutschland übernommen. Gleichwohl besteht die Tendenz, bestimmten Bevölkerungsgruppen das Autofahren zu erschweren. Das kann durchaus zu einem Rückgang des Autoverkehrs führen, wenn z.B. die große Gruppe der Babyboomer das Alter jenseits der 70 erreicht.
Mobile Blitzgeräte
Wenn man öfter in einem Gebiet mit dem Auto unterwegs ist, kennt man die stationären Blitzanlagen. Es gibt aber darüber hinaus auch mobile Blitzer, die an wechselnden Standorten ihren Dienst tun. Da kann es schon mal passieren, dass man wenige Kilometer pro Stunde zu schnell ist und in der Folge geblitzt wird. Ca. einen oder eineinhalb Monate später kommt dann ein Brief, dass man ein Verwarnungsgeld von 20 Euro zahlen solle. Das ist ja alles in Ordnung. Nicht ganz nachvollziehen kann ich allerdings, dass man die 20 Euro innerhalb einer Woche bezahlen solle. Was ist, wenn man gerade z.B. im Urlaub ist? Warum kann das Zahlungsziel nicht z.B. vier Wochen sein?
Jedenfalls sind die zahlreichen Blitzgeräte auch nicht gerade dazu angetan, das Autofahren im Wettbewerb mit der Bahn attraktivier zu machen.
Nur noch wenig Autofahren
Die Tourismus GmbH Nördlicher Schwarzwald hat in ihrer monatlich erscheinenden Zeitung (10/2023) empfohlen, nur noch dann mit dem Auto zu fahren, wenn dies wirklich notwendig ist. Das ist schon bemerkenswert, wenn eine Raumschaft, die einen Teil ihrer Wertschöpfung aus dem Tourismus verdient, eine solche Empfehlung veröffentlicht. Allerdings ist anzunehmen, dass man in ländlichen Gebieten die Folgen der Klimaerwärmung früher und heftiger sieht als in der Großstadt.
Mal sehen, wann es in Bezug auf die Benutzung des Autos weitergehende Maßnahmen gibt, z.B. selektive Fahrverbote.
Fazit
Die Bahn schneidet bei vielen Reisen heute im Vergleich zum Auto schlecht ab. Die goldene Zeit des Autos scheint aber gleichwohl dem Ende entgegenzugehen. Aus den verschiedensten Richtungen werden dem Auto inzwischen Prügel zwischen die Räder geworfen.
Schlecht wäre es, wenn sich die für den Bahnverkehr Verantwortlichen jetzt zurücklehnen würden gemäß dem Motto, dass die Leute ja sowieso in der Zukunft auf die Bahn umsteigen müssen. Zumindest in Bezug auf die zunehmende Zahl der Bahnfahrgäste müssen Maßnahmen ergriffen werden. Und dazu gehört in Stuttgart auch der Bau eines Ergänzungsbahnhofs neben dem Stuttgart 21-Tiefbahnhof bzw. der Teil-Erhalt des bestehenden Kopfbahnhofs.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.