Freitag, 13. Oktober 2023

Bahnfahrt von Stuttgart nach Bad Liebenzell zeigt fast alle Probleme der Bahn (Teil 1 von 5)

Von Stuttgart in den Nordschwarzwald fahren viele Menschen mit dem Auto. Man kann aber auch mit der Bahn fahren, zum Beispiel von Stuttgart nach Bad Liebenzell.

Im heutigen und in den folgenden vier Posts in diesem Blog sehen wir uns eine Bahnfahrt an einem Sonntag von Stuttgart nach Bad Liebenzell und zurück mal näher an. Bei einer solchen Bahnfahrt kann man fast alle Probleme der Bahn kennenlernen.

Für Stuttgart 21 werden wohl über 11 Milliarden Euro ausgegeben. Das Projekt ist augenscheinlich aber nicht in der Lage, die hier beschriebenen Probleme zu lösen, sondern bereitet wohl neue Probleme in Form eines riesigen Engpasses. 

Heute geht es erst mal um die Umsteigezeit im Pforzheimer Hauptbahnhof

Eine der schnellsten Fahrten von Stuttgart nach Bad Liebenzell führt mit dem IRE von Stuttgart nach Pforzheim und von dort weiter mit der RB nach Bad Liebenzell. Die Umsteigezeit in Pforzheim bei der durchgeführten Fahrt war sechs Minuten.

Das ist eine problematische Sache. Denn die RB der Nagoldtalbahn (Kulturbahn) von Pforzheim nach Bad Liebenzell fährt nicht im engeren Bereich des Pforzheimer Hauptbahnhofs mit seinen fünf Bahnsteiggleisen ab, sondern abseits an einem Nebenbahnhof mit 100er Gleisnummern. Fahrgäste, die zum ersten Mal dort umsteigen oder die sich nicht auskennen oder die nicht gut zu Fuß sind, können in den sechs Minuten Umsteigezeit kaum die RB erreichen.

In Pforzheim ist Sprinten angesagt
Bei der durchgeführten Fahrt hatte der IRE bereits bei der Abfahrt im Stuttgarter Hauptbahnhof sechs Minuten Verspätung. Am Pforzheimer Hauptbahnhof war dann Sprinten angesagt. Und tatsächlich, der Zug nach Bad Liebenzell war noch da. Die Türen wurden aber unmittelbar nach unserem Einsteigen geschlossen. Fahrgäste ohne Ortskenntnisse oder Fahrgäste, die nicht gut zu Fuß sind, haben die RB wohl nicht mehr erreicht. Und sonntags fährt die RB im Nagoldtal nur jede Stunde.

Was könnte man machen? Das Landesverkehrsministerium hat ja erst vor wenigen Wochen angekündigt, dass die Fahrpläne im Land umstrukturiert werden sollen, so dass jeweils mehr Umsteigezeit vorhanden ist. Bei eingleisigen Strecken wie der Nagoldtalbahn kann man die Fahrlagen mit dem Ziel einer längeren Umsteigezeit allerdings kaum verschieben. Denn das würde sich an den Begegnungsstellen auf die entgegenkommenden Züge negativ auswirken, die ja in Pforzheim Hauptbahnhof auch ihre Anschlüsse zu anderen Zügen haben.    

Mir fällt zunächst mal nur ein, dass geprüft werden sollte, ob die Züge der Nagoldtalbahn und teilweise auch der Enztalbahn in Pforzheim Hauptbahnhof von ihren 100er-Gleisen herunternommen werden und auf die Gleise 1 bis 5 gebracht werden können, notfalls in Form einer Gleisdoppelbelegung aus Nagoldtalbahn und Enztalbahn. Das würde die erforderliche Mindestumsteigezeit in Pforzheim Hauptbahnhof verkleinern.

Wunder sind aber keine zu erwarten und es bleibt der große System-Nachteil der Bahn gegenüber dem Auto, dass man beim Auto eben nicht umsteigen muss. Der Integrale Taktfahrplan, der zuerst in der Schweiz nach und nach eingeführt wurde bzw. wird, hat diesen Systemnachteil der Bahn erkannt und versucht, das notwendige Umsteigen zu optimieren. Leider ist mit Stuttgart 21 ein Projekt im Bau, das den Integralen Taktfahrplan nicht leisten kann - eine in Europa einmalige Blamage.

Morgen im folgenden Post in diesem Blog geht es um die Auslastung der IRE Stuttgart - Pforzheim und der RB Pforzheim - Bad Liebenzell.

    

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.