Donnerstag, 4. Februar 2021

Warum die Gäubahn nicht zum Stuttgarter Flughafen fahren darf

In diesen Tagen des beginnenden Wahlkampfs für die Landtagswahl 2021 sowie die Bundestagswahl 2021 nehmen die Aktivitäten der CDU in Sachen Gäubahn einmal mehr zu. 

Nachdem sich jahrzehntelang am jämmerlichen Zustand der Gäubahn nichts geändert hat, soll nun plötzlich wieder ein luxuriöser Ausbau einschließlich eines über 10 Kilometer langen Tunnels für die Gäubahn auf den Fildern möglich, realistisch und zeitnah zu bauen sein.

Alle diese Aktivitäten der CDU lenken vom maßgeblichen Problem der Gäubahn im Zusammenhang mit dem Projekt Stuttgart 21 ab. Die Gäubahn darf nicht über den Stuttgarter Flughafen fahren, weder mit Hilfe des bisher geplanten "Gäubahn-Filder-Murks" noch mit Hilfe des längsten Bahntunnels Deutschlands (Gäubahn-Fildertunnel). Statt dessen benötigt die Gäubahn eine eigene Zufahrt, eigene Gleise zum Stuttgarter Hauptbahnhof. Diese eigenen Gleise stehen heute in Form der Panoramastrecke zur Verfügung. Die Führung der Gäubahn über die Panoramastrecke muss somit bis auf weiteres beibehalten werden einschließlich eines ergänzenden Kopfbahnhofs beim Stuttgarter Hauptbahnhof.

Sehen wir uns den Sachverhalt näher an.

 

Die Gäubahn darf nicht durch den Fildertunnel von Stuttgart 21 fahren
In diesem Blog haben wir bereits gesehen, dass nach den bisherigen Stuttgart 21-Planungen im Rahmen eines integralen Taktfahrplans (Deutschlandtakt) zur vollen und zur halben Stunde sechs Züge je Richtung durch den Fildertunnel fahren. Das sind die folgenden Züge:
  • Fernzug von bzw. nach Ulm
  • Schneller Regionalzug von bzw. nach Ulm
  • Schneller Regionalzug von bzw. nach Zollernalbkreis
  • Metropolexpress von bzw. nach Tübingen
  • Fernzug der Gäubahn
  • Metropolexpress der Gäubahn
Das wären dann alle halbe Stunde sechs Züge pro Richtung durch den Fildertunnel. Selbst wenn man davon ausgeht, dass man die heute im Bahnknoten Stuttgart vorhandene Zugfolgezeit von drei Minuten auf zwei Minuten reduzieren kann, benötigt es somit 12 Minuten, bis sich alle durch den Fildertunnel fahrenden Züge im Stuttgarter Hauptbahnhof zum Rendezvous zur vollen bzw. zur halben Stunde eingefunden haben. Ebenso benötigt es 12 Minuten, bis sich die Züge wieder aus dem Hauptbahnhof entfernt haben. Die Gesamtdauer des Rendezvous im Hauptbahnhof beträgt somit 12 + 4 + 12 = 28 Minuten. Das ist jedoch viel zu lang.
 
Es führt deshalb kein Weg daran vorbei, dass Züge aus dem Fildertunnel herausgenommen werden müssen. Dafür bieten sich in erster Linie die Züge der Gäubahn an, die im Gegensatz zu den Zügen aus Ulm und aus Tübingen eine Alternative hat, nämlich die bestehende Panoramastrecke, die in den Kopfbahnhof führt. Damit kann die Gäubahn gleichzeitig mit den Zügen von Ulm und von Tübingen in den Stuttgarter Hauptbahnhof einfahren.
 
Der Flughafenbahnhof ist nicht geeignet, die Gäubahn aufzunehmen
Würde man den über 10 Kilometer langen Filder-Gäubahn-Tunnel bauen, stellte sich die Frage nach dem Halt der Gäubahn am Flughafen. Bisher ist ein zweigleisiger, hochteurer Flughafenbahnhof für die Züge von/nach Ulm und von/nach Tübingen im Bau.
 
Für die Gäubahn gibt es nun die folgende Alternative:
Entweder man baut für die Gäubahn noch einmal einen zweigleisigen hochteuren Flughafenbahnhof neben den bestehenden Bahnhof. Das dürfte allerdings unbezahlbahr sein.
 
Oder man lässt die Züge der Gäubahn an den beiden Gleisen des gerade im Bau befindlichen Bahnhofs halten. Damit aber kommen die Züge der Gäubahn mit den Zügen von/nach Ulm und von/nach Tübingen in Konflikt. Es ergeben sich dann Fahrtenlagenrestriktionen, die zu den Restriktionen im Fildertunnel noch dazu kommen. Zudem gibt es eine weitere Engstelle. Es gäbe dann nämlich im Gleisvorfeld dieses Flughafenbahnhofs eine höhengleiche Gleiskreuzung, die weitere Restriktionen nach sich zieht.
 
Wie man es auch dreht und wendet. Eine Führung der Gäubahn über den Stuttgarter Flughafen ist nicht machbar. Die Gäubahn benötigt vielmehr eigene Gleise zum Stuttgarter Hauptbahnhof. Die potemkinschen Dörfer der CDU dürfen von diesen grundlegenden Prämissen nicht ablenken.        

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