Stuttgart 21 ist das einzige Bahngroßprojekt in Europa, das keinen eindeutigen Kapazitätszuwachs beinhaltet. Stuttgart als Ganzes ist der Außenseiter in Sachen Verkehr in Europa.
Das sind die Thesen, die hier in diesem Blog immer wieder vertreten werden. Um diese Thesen zu untermauern, sehen wir uns hier in diesem Blog immer mal wieder Verkehrsplanungen in anderen Städten an. Heute ist Hamburg an der Reihe.
In Hamburg hat die Regierung vor wenigen Wochen den definitiven Verlauf der neuen U-Bahnlinie U5 in der Hamburger Innenstadt vorgestellt. Erste Teile dieser 24 Kilometer langen neuen, hochmodernen und fahrerlosen U-Bahnlinie sollen im Jahr 2021 in Bau gehen.
Das wollen wir hier in diesem Blog zum Anlass nehmen, den Bahnausbau in Hamburg mit dem zu vergleichen, was sich in Stuttgart in Sachen Bahnbau tut. Und hierbei geht es nicht um die Verlängerung von U-Bahnstrecken, Stadtbahnstrecken, S-Bahnstrecken oder Bahnstrecken in irgendwelche immer weiter weg gelegenen Vororte. Das kann jeder. Das findet überall mehr oder weniger statt. Hier geht es vielmehr um die zentralen Themen des Bahnausbaus, um die Gesamtleistungsfähigkeit und um den Zustand im Kern der jeweiligen Netze.
Man muss nicht mit allem einverstanden sein, was in Hamburg in Sachen Verkehr läuft und geplant ist. Gleichwohl muss man festhalten, dass in Hamburg die Zeichen ganz klar auf Bahn-Ausbau im eigentlichen Wortsinne stehen. Beispiele dafür sind die geplante neue, zusätzliche Doppelspur zwischen dem Hamburger Hauptbahnhof und Altona sowie die vierte Stammstrecke der Hamburger U-Bahn, die bereits genannte neue U-Bahnlinie U5.
Sehen wir uns dies mal näher an.
U5 - Bahnausbau ohne Wenn und Aber
Die neue Hamburger U-Bahnlinie U5 wird ca. 24 Kilometer lang sein und ca. 23 Haltepunkte aufweisen. Dies wird zudem die erste U-Bahnlinie in Hamburg sein, die fahrerlos und mit Bahnsteigtüren betrieben wird. Die U5 wird am Hauptbahnhof auf zwei Bahnsteige zurückgreifen können, die es dort schon mehrere Jahrzehnte lang gibt und die bisher unbenutzt waren. Weil die beiden Bahnsteige der U5 am Hauptbahnhof bezogen auf das heutigen Fahrgastaufkommen relativ schmal sind, hat man sich entschieden, am Jungfernstieg gleich benachbart zum Hauptbahnhof einen weiteren Haltepunkt für die U5 anzulegen.
Das wichtigste ist jedoch, dass die neue U5 eine vollkommen neue Doppelspur für Hamburg bringen wird. Dies wird die vierte Stammstrecke für die Hamburger U-Bahn sein. Damit bedeutet die U5 einen großen Kapazitätsgewinn für den Schienenverkehr in Hamburg, Bahnausbau ohne Wenn und Aber.
Im Gegensatz dazu sieht die Struktur der Stuttgarter Stadtbahn bedauernswert aus. Es gibt nur zwei Stammstrecken. Keine vergleichbare Großstadt in Deutschland hat so wenige Stammstrecken bei ihrem städtischen Schienenverkehrssystem. Anstöße für Planungen für eine dritte Stammstrecke bei der Stuttgarter Stadtbahn sind bisher weder von Seiten der Politik noch von Seiten der Verwaltung bekannt geworden.
Zukünftig acht Gleise zwischen dem Hamburger Hauptbahnhof und Hamburg Altona
Zwischen dem Hamburger Hauptbahnhof und Hamburg-Altona gibt es heute sechs Gleise. Das sind die beiden Gleise der S-Bahn im Verlauf der nördlichen Verbindungsbahn, die beiden Gleise der S-Bahn im Verlauf der City-S-Bahn sowie die beiden Gleise für den Fernverkehr- und den Regionalverkehr.
Der Fern- und Regionalverkehr soll nun zwischen dem Hauptbahnhof und Altona eine zusätzliche Doppelspur erhalten, so dass sich die Gesamtzahl der Gleise zwischen Hauptbahnhof und Altona auf acht erhöht. Hierfür muss die S-Bahn von der nördlichen Verbindungsbahn weggenommen und auf eine neue Trasse gelegt werden - wahrscheinlich ein neuer Tunnel.
Zur Zeit sind zwei der vier S-Bahngleise beim S-Bahnhaltepunkt Hauptbahnhof in der Bahnsteighalle. Die beiden anderen Gleise sind in einem Tunnel außerhalb der Bahnsteighalle. Hier ist geplant, alle Gleise der S-Bahn zukünftig außerhalb der Bahnsteighalle anzuordnen, so dass im Hauptbahnhof für die Fern- und Regionalzüge zukünftig zwei zusätzliche Gleise zur Verfügung stehen.
Und Stuttgart?
Das Projekt Stuttgart 21 baut den Bahnknoten Stuttgart nicht richtig aus. In der Nordzufahrt bleibt es bei den nur zwei Gleisen für den Fern- und Regionalverkehr. Die Zahl der Bahnsteiggleise im Hauptbahnhof wird von 16 auf 8 reduziert. Es gibt zudem neue Engstellen in Form von Mischbetriebsstrecken, höhengleichen Gleiskreuzungen und eingleisigen Streckenabschnitten.
Um den Kapazitätsrückbau durch Stuttgart 21 wenigstens ein wenig zu kaschieren, plant das Land BW jetzt den Einsatz von Doppelstockwagen im Verkehr der Metropolexpresszüge. Zudem soll der gesamte Bahnknoten Stuttgart als Erster jetzt auf das Sicherungssystem ETCS umgerüstet werden, ein Experiment mit ungewissem Ausgang.
Es gelingt Stuttgart im Moment nicht, aus seiner Außenseiterposition in Sachen Verkehr herauszukommen.
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