Dienstag, 5. Januar 2021

Die Weststadt in Esslingen führt das Stuttgart 21-Versagen vor Augen

Beim Bahnhof von Esslingen am Neckar entsteht gerade mit der Weststadt auf ehemaligem Bahngelände ein Vorzeigequartier mit über 600 Wohnungen, mit Büro- und Gewerbeflächen sowie mit einem Neubau der Hochschule Esslingen. Zwischen dem in Betrieb befindlichen Bahngelände beim Esslinger Bahnhof und dem Neckar entsteht zudem ein neuer Park.

Demgegenüber werden beim aktuellen Projektstand des Projekts Stuttgart 21 die Flächen für den Wohnungsbau im Rosensteinviertel nicht vor 2035/2040 zur Verfügung stehen. Im Zusammenhang mit Stuttgart 21 wird ja immer wieder der wichtige städtebauliche Aspekt des Projekts betont. Das wird gebetsmühlenhaft immer dann in die Diskussion geworfen, wenn die verkehrlichen Unzulänglichkeiten des Projekt nicht mehr geleugnet werden können.

Auch in städtebaulicher Hinsicht ist das Projekt Stuttgart 21 jedoch ein Rohrkrepierer. Das zeigt der Vergleich der Zeitpläne für das Rosensteinviertel von Stuttgart 21 mit zum Beispiel der Esslinger Weststadt, aber auch vielen anderen städtebaulichen Entwicklungsvorhaben in ganz Europa, die auf nicht mehr benötigtem Bahngelände stattfinden. Man gewinnt den Eindruck, dass alle diejenigen Städte, die auf ein 21er-Projekt verzichtet haben, mehr Wohnungsbau auf nicht mehr benötigten Bahnflächen realisieren können, als die 21er-Stadt Stuttgart.

 

Die neue Esslinger Weststadt zeigt auch die Haltlosigkeit der Argumente, die immer wieder gegen einen ergänzenden Kopfbahnhof beim Stuttgarter Hauptbahnhof und gegen die drei jeweils zweigleisigen Zufahrten zu diesem Kopfbahnhof (Zufahrt von Zuffenhausen, Zufahrt von der Panoramastrecke der Gäubahn, Zufahrt von der S-Bahn) vorgebracht werden. 

Bei der neuen Esslinger Weststadt fahren mehr Züge als zum ergänzenden Stuttgarter Kopfbahnhof. Das stört aber in Esslingen niemand. Bei der neuen Esslinger Weststadt fahren zudem auch - laute - Güterzüge. Auch das scheint keine der politischen Parteien in Esslingen zu stören. Demgegenüber werden zum ergänzenden Stuttgarter Kopfbahnhof keine Güterzüge fahren. Auch die Personenzüge werden dort zum Teil langsamer fahren als die Züge bei der Esslinger Weststadt. Trotzdem behaupten bestimmte Kreise, dass im Rosensteinviertel keine Gleise entlangführen dürfen.

Esslingen rettet die IBA 27
Ursprünglich sollte die Internationale Bauausstellung IBA 27 auf dem Rosensteinviertel von Stuttgart 21 stattfinden. Das erwies sich relativ schnell als undurchführbar. Denn eine IBA auf Flächen, die erst fünf bis zehn Jahre nach der IBA entwickelt werden können, ist doch wohl undurchführbar. Anstatt aber auf die IBA 27 zu verzichten, anstatt die Niederlage einzugestehen und die IBA 27 zurückzugeben, soll die IBA 27 in der Region Stuttgart gleichwohl stattfinden - auf Flächen, die man sich jetzt mühsam irgendwie zusammenkratzen muss. 

Esslingen am Neckar konnte eine solche Fläche für die IBA 27 bieten. Die Fläche nennt sich "Transformation Flandernhöhe". Dort befindet sich heute noch die Technische Hochschule. Das Gebiet soll zu einem neuen, nachhaltigen, gemischt genutzten Stadtquartier entwickelt werden, nachdem die Technische Hochschule in die Weststadt neben den Bahngleisen umgezogen ist. Da kann Stuttgart eigentlich nur dankbar sein. Die IBA 27 ist einigermaßen gerettet und Esslingen zeigt der Weltöffentlichkeit, wie man Flächen der Bahn, die nicht mehr benötigt werden, entwickelt.

Blick von der Weinberg-Steillage in Esslingen am Neckar auf das Gelände der im Bau befindlichen Weststadt sowie auf das Bahngelände der Neckartalbahn/Filstalbahn: Am Horizont in der Bildmitte sieht man die "blaue" Mauer der Schwäbischen Alb.

  

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