Der Verband Region Stuttgart und das Land Baden-Württemberg wollen ab 2027 die Stuttgarter S-Bahn bis Horb (Gäubahn) verlängern. Dies muss man als Schnapsidee im Umfeld von Stuttgart 21 werten.
Konkret soll stündlich ein Zug der bestehenden S-Bahn-Linie S1 über den bisherigen Endpunkt Herrenberg hinaus nach Horb verlängert werden. Eine zusätzliche S-Bahnlinie ist gemäß dem Nachtrag zum Verkehrsvertrag vom 03.04.2009 zwischen dem Verband Region Stuttgart und der DB Regio AG nicht möglich, weil die Stammstrecke der Stuttgarter S-Bahn bereits vollständig ausgelastet ist.
Die geplante Verlängerung der S1 ist im Kontext von Stuttgart 21 zu sehen. Wegen Stuttgart 21 wird die Gäubahn vom Stuttgarter Hauptbahnhof abgekoppelt. Bis zu einem (nicht guten) Ersatz in Form eines Pfaffensteigtunnels sollen die Züge der Gäubahn in S-Vaihingen enden. Um für die Bahnhöfe von Horb bis Gäufelden trotzdem eine stündliche umsteigefreie Verbindung zum Stuttgarter Hauptbahnhof zu bieten, soll die S1 nach Horb verlängert werden.
Kein Problembewusstsein im Kontext der Stuttgarter S-Bahn
Die geplante Verlängerung der S1 bis Horb zeigt mangelndes Problembewusstsein im Kontext der Stuttgarter S-Bahn. Die Stuttgarter S-Bahn ist im deutschen und europäischen Bahnnetz zusammen mit einigen anderen S-Bahnnetzen ein Sonderfall. Die für die Barrierefreiheit erforderliche Bahnsteighöhe von 96 cm über Schienenoberkante, die vergleichsweise vielen Türen, die vergleichsweise wenigen Sitzplätze, die vergleichsweise schlechten Staumöglichkeiten für Gepäck und das Fehlen eines WCs führen dazu, dass die Stuttgarter S-Bahn nur in besonders nachfragestarken Gebieten wie dem Kern der Region Stuttgart eingesetzt werden sollte. Eine Verlängerung nach Horb sollte ausscheiden - genauso übrigens wie eine Verlängerung nach Göppingen, Vaihingen an der Enz usw.
Für viele andere S-Bahnnetze gelten diese Einschränkungen nicht. Als Beispiele könnte man nennen: S-Bahn Zürich, S-Bahn Karlsruhe, S-Bahn Rhein-Neckar usw. Diese Netze sind mit den Bahnnetzen der jeweiligen Staaten kompatibel. Diese Netze können deshalb sehr viel weiter ins Umland ausgreifen als die Stuttgarter S-Bahn.
Weitere Nachteile der S1-Verlängerung nach Horb
Die S1 ist die längste und stärkstbelastete Linie der Stuttgarter S-Bahn. Ausgerechnet diese Linie soll jetzt weiter verlängert werden. Mit dem Abschnitt Herrenberg - Horb käme eine weitere Mischverkehrsstrecke im Stuttgarter S-Bahnnetz hinzu. Einem weiteren Absinken der Pünktlichkeit und Regelmäßigkeit der Stuttgarter S-Bahn wären damit Tür und Tor geöffnet.
Der Metropolexpress (MEX)
Nun gibt es für das Zentrum des Landes BW, die Metropolregion Stuttgart, eine geniale Erfindung, genannt Metropolexpress (MEX). Der MEX ist kompatibel mit dem Bahnnetz in BW und kann deshalb alle diejenigen Aufgaben übernehmen, die die Stuttgarter S-Bahn nicht übernehmen kann oder soll.
Fazit für Horb - Stuttgart
Der MEX kann wesentlich weiter von Stuttgart in das Land ausgreifen als die S-Bahn. Der MEX ist somit das ideale Verkehrsmiittel, um Horb und andere Orte an den Stuttgarter Hauptbahnhof anzubinden. Das Land BW muss nun einen MEX-Verkehr von Horb zum Stuttgarter Hauptbahnhof bestellen, der in S-Vaihingen hält, der aber gleichzeitig auch über die Panoramastrecke zu einem Stuttgarter Kopfbahnhof beim Hauptbahnhof fährt. S-Bahn-Pläne für Horb sind ad acta zu legen.
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