Donnerstag, 27. November 2025

Stuttgarter Kopfbahnhof kann ICE-Sprinter und Halbstundentakt beim ICE

Zu den Neuerungen, die die Bahn für den Fahrplanwechsel im Dezember 2025 angekündigt hat, gehört der Halbstundentakt beim ICE für weitere Strecken - und der Stuttgarter Kopfbahnhof ist dabei. 

Nach dem neuen ICE-Sprinter von Stuttgart über Nürnberg nach Berlin, den der Stuttgarter Kopfbahnhof anscheinend mühelos aufnimmt, erhält der Stuttgarter Kopfbahnhof eine weitere Aufgabe. Denn zwischen Mannheim und Stuttgart soll der ICE im Halbstundentakt fahren.

Hier sind alle neuen Strecken mit ca. Halbstundentakt ICE ab Mitte Dezember 2025:

Hamburg - Kassel
Göttingen - Frankfurt 
Frankfurt - Mannheim
Mannheim - Stuttgart
Berlin - Halle - Erfurt
Erfurt - Nürnberg
Duisburg - Dortmund.
 
Und das sind alle schon bestehenden Strecken mit ca. Halbstundentakt ICE:
 
Hagen - Köln
Duisburg - Köln
Köln - Frankfurt
Hamburg - Berlin
Hannover - Berlin
Würzburg - Nürnberg
Nürnberg - München.
 
Wer weiß, vielleicht kann der Stuttgarter Kopfbahnhof noch mehr Verkehre aufnehmen?
 
Warum aber gibt es im Verlauf der Strecke Stuttgart - Ulm keinen Halbstundentakt beim ICE? Hier fehlt einfach noch die durchgehende Doppelspur. Und diese neue Doppelspur wäre längst fertig, hätte Stuttgart 21 durch sein Dazwischengrätschen die Sache nicht um mehrere Jahre, wenn nicht Jahrzehnte verzögert.    

   

Mittwoch, 19. November 2025

"Alles-oder-Nichts-Projekt" und "Digital-Versuchsprojekt" Stuttgart 21 rollt auf Prellbock zu

Gemäß den Berichten zahlreicher Medien vom 19.11.2025 hat die Bahn die bisher geplante und bereits mehrfach verschobene Teilinbetriebnahme von Stuttgart 21 Mitte Dezember 2026 abgesagt und auf einen nicht genannten Termin verschoben.

Diese Vorgänge bestätigen erneut das in diesem Blog seit Jahren Gesagte.

Dieser Blog besteht jetzt seit über 15 Jahren. In den ersten Jahren des Bestehens dieses Blogs haben wir immer wieder im Zusammenhang mit Stuttgart 21 von einem "Alles-oder-Nichts-Projekt" geschrieben. Das sollte darstellen, dass Stuttgart 21 nur als Ganzes sinnvoll in Betrieb genommen werden kann. Im Gegensatz dazu steht ein etappierbares Projekt, bei dem einzelne Abschnitte alleinstehend und mit alleinigem Nutzen in Betrieb genommen werden können.  

Das Alles-oder-Nichts-Projekt 
Der Umbau des Bahnknotens Stuttgart im Rahmen eines Alles-oder-Nichts-Projekt ist einmalig in Europa. Andere Bahnknoten in Europa werden etappierbar umgebaut. Das hat viele Vorteile. Nennen wir nur die Möglichkeit, einzelne Abschnitte des Umbaus frühzeitig in Betrieb zu nehmen oder bei einem Scheitern des Projekts wenigstens keine vollständige Bauruine zu erhalten.
 
Digitaler Knoten Stuttgart
Nicht genug damit, dass das nicht etappierbare Alles-oder-Nichts-Projekt Stuttgart 21 ein in Europa einmaliger Außenseiter ist. Jetzt soll auch noch der Digitale Knoten Stuttgart (DKS) draufgesattelt werden. Denn man hat wohl realisiert, dass Stuttgart 21 ohne den DKS nicht genügend leistungsfähig ist, wobei der DKS eigentlich mehr Hoffnungsträger als wirklicher Nutzenbringer ist.
 
Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Das extrem schwierige Alles-oder-Nichts-Projekt Stuttgart 21 wird noch mit einem weiteren unsicheren Kantonisten, dem DKS, belastet. Das sieht nicht gut aus. Das beinhaltet eine hohe Wahrscheinlichkeit des Scheiterns.
 
Der Kopfbahnhof muss erhalten bleiben
Jedenfalls müssen jetzt endgültig Nägel mit Köpfen gemacht werden. Der Stuttgarter Kopfbahnhhof muss für den Weiterbetrieb vorbereitet werden. Die Gäubahn muss weiterhin über die Panoramastrecke zum Kopfbahnhof geführt werden, wobei selbstverständlich einige mehrmonatige Unterbrechungen der Panoramastrecke für die Instandhaltung und Modernisierung möglich sind.     

Montag, 17. November 2025

Stuttgarter S-Bahn bis Horb - eine Schnapsidee im Umfeld von Stuttgart 21

Der Verband Region Stuttgart und das Land Baden-Württemberg wollen ab 2027 die Stuttgarter S-Bahn bis Horb (Gäubahn) verlängern. Dies muss man als Schnapsidee im Umfeld von Stuttgart 21 werten.

Konkret soll stündlich ein Zug der bestehenden S-Bahn-Linie S1 über den bisherigen Endpunkt Herrenberg hinaus nach Horb verlängert werden. Eine zusätzliche S-Bahnlinie ist gemäß dem Nachtrag zum Verkehrsvertrag vom 03.04.2009 zwischen dem Verband Region Stuttgart und der DB Regio AG nicht möglich, weil die Stammstrecke der Stuttgarter S-Bahn bereits vollständig ausgelastet ist.

Die geplante Verlängerung der S1 ist im Kontext von Stuttgart 21 zu sehen. Wegen Stuttgart 21 wird die Gäubahn vom Stuttgarter Hauptbahnhof abgekoppelt. Bis zu einem (nicht guten) Ersatz in Form eines Pfaffensteigtunnels sollen die Züge der Gäubahn in S-Vaihingen enden. Um für die Bahnhöfe von Horb bis Gäufelden trotzdem eine stündliche umsteigefreie Verbindung zum Stuttgarter Hauptbahnhof zu bieten, soll die S1 nach Horb verlängert werden.   

Kein Problembewusstsein im Kontext der Stuttgarter S-Bahn  
Die geplante Verlängerung der S1 bis Horb zeigt mangelndes Problembewusstsein im Kontext der Stuttgarter S-Bahn. Die Stuttgarter S-Bahn ist im deutschen und europäischen Bahnnetz zusammen mit einigen anderen S-Bahnnetzen ein Sonderfall. Die für die Barrierefreiheit erforderliche Bahnsteighöhe von 96 cm über Schienenoberkante, die vergleichsweise vielen Türen, die vergleichsweise wenigen Sitzplätze, die vergleichsweise schlechten Staumöglichkeiten für Gepäck und das Fehlen eines WCs führen dazu, dass die Stuttgarter S-Bahn nur in besonders nachfragestarken Gebieten wie dem Kern der Region Stuttgart eingesetzt werden sollte. Eine Verlängerung nach Horb sollte ausscheiden - genauso übrigens wie eine Verlängerung nach Göppingen, Vaihingen an der Enz usw.      

Für viele andere S-Bahnnetze gelten diese Einschränkungen nicht. Als Beispiele könnte man nennen: S-Bahn Zürich, S-Bahn Karlsruhe, S-Bahn Rhein-Neckar usw. Diese Netze sind mit den Bahnnetzen der jeweiligen Staaten kompatibel. Diese Netze können deshalb sehr viel weiter ins Umland ausgreifen als die Stuttgarter S-Bahn.

Weitere Nachteile der S1-Verlängerung nach Horb
Die S1 ist die längste und stärkstbelastete Linie der Stuttgarter S-Bahn. Ausgerechnet diese Linie soll jetzt weiter verlängert werden. Mit dem Abschnitt Herrenberg - Horb käme eine weitere Mischverkehrsstrecke im Stuttgarter S-Bahnnetz hinzu. Einem weiteren Absinken der Pünktlichkeit und Regelmäßigkeit der Stuttgarter S-Bahn wären damit Tür und Tor geöffnet. 
 
Der Metropolexpress (MEX)
Nun gibt es für das Zentrum des Landes BW, die Metropolregion Stuttgart, eine geniale Erfindung, genannt Metropolexpress (MEX). Der MEX ist kompatibel mit dem Bahnnetz in BW und kann deshalb alle diejenigen Aufgaben übernehmen, die die Stuttgarter S-Bahn nicht übernehmen kann oder soll.
 
Fazit für Horb - Stuttgart 
Der MEX kann wesentlich weiter von Stuttgart in das Land ausgreifen als die S-Bahn. Der MEX ist somit das ideale Verkehrsmiittel, um Horb und andere Orte an den Stuttgarter Hauptbahnhof anzubinden. Das Land BW muss nun einen MEX-Verkehr von Horb zum Stuttgarter Hauptbahnhof bestellen, der in S-Vaihingen hält, der aber gleichzeitig auch über die Panoramastrecke zu einem Stuttgarter Kopfbahnhof beim Hauptbahnhof fährt. S-Bahn-Pläne für Horb sind ad acta zu legen.  

   

Mittwoch, 5. November 2025

Baubeginn für den Brüttener Tunnel steht bevor: Kann man Schlussfolgerungen für den Gäubahn-Pfaffensteigtunnel ziehen?

Mit dem neun Kilometer langen Brüttener Tunnel im Kanton Zürich wird es langsam ernst.

Darüber berichtet unter anderen das SRF (Schweizer Radio und Fernsehen) in einem Artikel vom 14.10.2025.  

Dieser Artikel nennt einige Daten zum Brüttener Tunnel. Diese Daten könnte man mit den Daten für den Gäubahn-Pfaffensteigtunnel vergleichen (den Vergleich kann jede Leserin / jeder Leser selbst durchführen).  

Daten zum Brüttener Tunnel 
Tunnellänge: neun Kilometer

Baubeginn: 2026

geplante Inbetriebnahme: 2037

Baukosten: 3,3 Milliarden Franken

Die Daten zum Pfaffensteigtunnel werden als bekannt vorausgesetzt. 

Qualitativer Vergleich
Losgelöst von den Zahlen ist auch ein qualitativer Vergleich zwischen Brüttener Tunnel und Gäubahn-Pfaffensteigtunnel interessant.
 
Der Brüttener Tunnel bringt eine neue Doppelspur zwischen Zürich und Winterthur und damit eine bedeutende Kapazitätssteigerung. Der Gäubahn-Pfaffensteigtunnel ersetzt lediglich eine bereits vorhandene Dopppelspur und schickt die Züge der Gäubahn in den bereits gut belasteten Fildertunnel.
 
Der Brüttener Tunnel bringt auch wichtige Fahrzeitgewinne in der Achse Zürich - St.Gallen, die zusammen mit weitere Maßnahmen zukünftig eine Fahrzeit Zürich - St. Gallen von weniger als 60 Minuten (Kantenzeit) ermöglichen. Damit ist der Brüttener Tunnel auch eine wichtige Maßnahme im Rahmen des Integralen Taktfahrplans. Der Gäubahn-Pfaffensteigtunnel bringt zwischen Böblingen und dem Stuttgarter Hauptbahnhof so gut wie keine Fahrzeitgewinne und ist somit für den Deutschlandtakt bedeutungslos. Hierbei ist der Halt am Flughafenbahnhof berücksichtigt. Weiter ist zu berücksichtigen, dass die Gäubahn im Fildertunnel ihre Fahrlage nicht frei wählen kann und damit möglicherweise auch nicht die für sie optimale Fahrlage erhalten kann.   
 
Schlussfolgerung
Die aktuelle Bundesregierung sollte dringend den Pfaffensteigtunnel noch einmal hinterfragen.