Die Landeshauptstadt Stuttgart will die bestehenden Bahnflächen im Stuttgarter Talksessel nach einer Vollinbetriebnahme von Stuttgart 21 bebauen. Das neue Stadtviertel heißt "Stuttgart 21-Rosenstein".
Nach den Angaben der Stadt ist das neue Stadtviertel Stuttgart 21-Rosenstein der Hauptgrund dafür, dass sich die Stadt am Projeht Stuttgart 21 finanziell beteiligt hat.
Wir listen im heutigen Post in diesem Blog mal einige Argumente auf, die gegen Stuttgart 21-Rosenstein sprechen.
§23 Allgemeines Eisenbahngesetz
Nach der Novellierung des Allgemeinen Eisenbahngesetzes wird im §23 festgestellt, dass der Bahnbetriebszweck eines Grundstücks, das Betriebsanlage einer
Eisenbahn ist oder auf dem sich eine Betriebsanlage einer Eisenbahn
befindet, im überragenden öffentlichen Interesse liegt. Die Freistellung von den Bahnbetriebszwecken kann nur festgestellt werden, wenn das Interesse des
Antragstellers an der Freistellung das überragende
öffentliche Interesse überwiegt, Stuttgart 21-Rosenstein gehört wohl nicht dazu.
Deutschlandtakt (Integraler Taktfahrhplan)
Der Deutschlandtakt (Intraler Taktfahrplan) macht aus dem Stuttgarter Hauptbahnhof mittelfristig einen Vollknoten. Voraussetzung ist der Bau des Nordzulauftunnels und andere kleinere Verbesserungen im Verlauf der Strecke Mannheim - Stuttgart. Der Vollknoten erfordert zusätzlich zu den acht Tiefbahnhofgleisen zehn Kopfbahnhofgleise sowie drei weitere zweigleisige Zufahrten (Ludwigsburg, Bad Cannstatt und Gäubahn).
Erste Gebäude nicht vor 2040
Erste bezugsfertige Gebäude wird es auch in dem Teil von Stuttgart 21-Rosenstein, der möglicherweise irgendwann mal bebaut werden kann, nicht vor dem Jahr 2040 geben. Man vergesse auch nicht die Kontaminierung der Flächen. Im Jahr 2040 ist aber das Thema des Wohnungsmangels möglicherweise nicht mehr aktuell.
Münchner Olympiapark versus Stuttgarter Neckarpark
Der Olympiapark in München ist nicht nur Sportstätte, sondern auch eine schöne Parkanlage mit allem, was einen Park ausmacht. Das kann man vom Stuttgarter Neckarpark nicht sagen, Wir treffen hier auf ein Sammelsurium von Straßen, Parkhäusern und Sportstätten. Den Stuttgarter Entscheidern fehlt wohl ein Auge für Schönheit. Deshalb sollte man Stuttgart 21-Rosenstein auch aus diesem Grund fallenlassen.
Bebauung ehemaliger Güterbahnhof Bad Cannstatt geht nicht voran
Die Bebauung des ehemaligen Güterbahnhofs in Stuttgart-Bad Cannstatt muss man als Blaupause für Stuttgart 21-Rosenstein ansehen. Nach Jahrzehnten ist jedoch weit weniger als die Hälfte der Flächen dort bebaut. Es wird doch niemand behaupten wollen, dass es bei Stuttgart 21-Rosenstein besser ginge!
Europaviertel kein Vorbild für Stuttgart 21-Rosenstein
Das Europaviertel hat im Grunde mit Stuttgart 21 nichts zu tun. Es kann unabhängig von Stuttgart 21 entwickelt werden. Der - vollkommen unmaßstäbliche und hässliche - Gebäudekomplex der LBBW wurde dort ab dem Jahr 1990 errichtet. Ich habe nichts gegen Hochhäuser. Es gibt auf der Welt viele schöne und architektonisch gelungene Hochhäuser. Die sogenannten Hochhäuser im Europaviertel sind aber keine schönen Hochhäuser, sondern biedere, provinzielle Gebäude. Ich habe auch nichts gegen große und prächtige Gebäude. Die sucht man im Europaviertel allerdings vergeblich. Noch lange ist das Europaviertel nicht fertiggestellt. Sollte Stuttgart 21-Rosenstein eine Kopie des Europaviertels werden, ergeht noch einmal der eindringliche Appell, Stuttgart 21-Rosenstein sofort zu stoppen.
In Stuttgart herrscht eine Baukrise
Im Stuttgarter Talkessel herrscht eine Baukrise. Kaum ein Gebäude wird noch fertig, kaum ein neues Gebäude wird angefangen. Beispielhaft dafür steht das Bürogebäude neben dem Tagblattturm. Dieses 08/15-Bürogebäude ist nun schon seit vielen, vielen Jahren "im Bau" oder vielmehr eben nicht im Bau. Nur ganz selten sieht man irgendwelche Bauarbeiten. Den größten Teil der Zeit steht der Rohbau einfach so herum. Eine Stadt, die nicht in der Lage ist, ein 08/15 Bürogebäude in - sagen wir mal - zwei Jahren fertigzustellen, sollte kein Stuttgart 21-Rosenstein bauen.
Viele anderweitige Brachflächen und untergenutzte Gebiete
Es gibt in Stuttgart unzählige Brachflächen und untergenutzte Gebiete. Das sind Flächen, die im Gegensatz zu Stuttgart 21-Rosenstein oft sofort bebaut werden können. Werden sie aber nicht! Beispiele sind das ehemalige EnBW-Areal am Stöckach, das ehemalige Autohaus-Areal bei der Metzstraße, das ehemalige IBM-Areal beim Autobahnkreuz Stuttgart, das ehemalige W&W-Areal im Stuttgarter Westen, die freiwerdenden Areale der Allianz in S-West und S-Mitte, das Areal der ehemaligen Bundesbahndirektion und viele andere mehr. Was braucht es da noch Stuttgart 21-Rosenstein?
Stuttgart geht den Weg in die Verschuldung
In den vergangenen Jahren war Stuttgart praktisch schuldenfrei. Gemäß übereinstimmenden Medienberichten und gemäß der Reaktion des zuständigen Regierungspräsidiums als Aufsichtsbehörde scheint sich dies nun aber zu ändern. Stuttgart geht mit Riesenschritten in die Verschuldung.
Dafür sind u.a. neue Bundes- und Landesgesetze verantwortlich, die für Stuttgart kostenwirksam sind. Verantwortlich ist auch die Wirtschatskrise. Maßgebend ist aber auch, dass Stuttgart verschiedene Großprojekte stemmen will, die es eigentlich nicht gleichzeitig finanzieren kann. Man denke nur an den Ersatz der vielen maroden Brücken, an den Umbau/Neubau der Oper, an den Neubau der Schleyer-Halle und an die Sanierung der Villa Berg. Da ist kein Platz mehr für Stuttgart 21-Rosenstein.
Befreien wir Stuttgart von der Last Stuttgart 21-Rosenstein
Es gibt weitere Gründe gegen Stuttgart 21-Rosenstein, wie z.B. klimatische Aspekte oder die Biodiversität. Sie sind hier nicht weiter erwähnt, weil ich mich bei diesem Themen nicht genügend auskenne. Jedenfalls wird Stuttgart noch froh sein, wenn die Bürgerinnen und Bürger es wenigstens von der Last Stuttgart 21-Rosenstein befreien.
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