Freitag, 20. November 2020

Der Verband Region Stuttgart informiert auf seiner Website unvollständig und tendenziös über das Projekt Stuttgart 21

Der Verband Region Stuttgart ist nach derzeitigem Sachstand mit 120 Mio. Euro am Projekt Stuttgart 21 beteiligt. Da ist es kein Wunder, dass der Verband Region Stuttgart an prominenter Stelle auf seiner Website das Projekt Stuttgart 21 thematisiert. 

Die Information des Verbands Region Stuttgart zu Stuttgart 21 ist jedoch unvollständig und tendenziös. Es ist an der Zeit, dass das Regionalparlament die Exekutive des Verbands Region Stuttgart auffordert, den aktuellen Text einzustampfen und auf der Website zukünftig vollständig und neutral über die Vor- und Nachteile des Projekts Stuttgart 21 zu informieren.

Wie kommt man zur Info des Verbands Region Stuttgart über Stuttgart 21?
Auf der Startseite der Website www.region-stuttgart.org klickt man links auf "Aufgaben und Projekte". Dann klickt man auf "Stuttgart 21" und kommt direkt zur Info des Verbands über Stuttgart 21.
 
Was ist konkret am Text des Verbands Region Stuttgart zu kritisieren?
Der Verband Region Stuttgart hebt die zukünftig getrennte Führung der S-Bahn zwischen Bad Cannstatt und dem Hauptbahnhof hervor, eine Sache übrigens, die ohne Stuttgart 21 bereits in den Neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts durch zwei zusätzliche Gleise erreicht worden wäre.
 
 
Gleichzeitig erklärt der Verband Region Stuttgart, dass er zusätzliche 20 Millionen Euro für Ergänzungen im Bereich des Flughafens und der Rohrer Kurve beitragen will. Hierbei verschweigt der Verband Region Stuttgart, dass es hier um die Führung der Gäubahn auf einer S-Bahntrasse geht. Überall in Europa werden Investitionen in die Bahn getätigt, damit z.B. die Zweigleisigkeit hergestellt werden kann, damit höhengleiche Gleiskreuzungen durch höhenfreie Lösungen entfallen oder damit der Mischbetrieb entfällt. Das Projekt Stuttgart 21 ist das einzige Bahnprojekt in Europa - und bei der Führung der Gäubahn über die Trasse der Flughafen-S-Bahn zeigt sich dies besonders deutlich - , das neue eingleisige Abschnitte, neue Mischbetriebsstrecken und neue höhengleiche Gleiskreuzungen herstellt.
 
Der Verband Region Stuttgart erklärt dann, dass es durch die zusätzlichen Investitionen am Flughafen (drittes Gleis am Flughafenbahnhof für die Gäubahn) zukünftig möglich sein wird, dass S-Bahnen auf der ICE-Trasse vom Flughafen ins Neckartal fahren. Der Verband Region Stuttgart verschweigt hierbei, dass dies keinesfalls möglich ist. Dies wäre der erste Anwendungsfall in Europa, bei dem 250 bis 280 km/h schnelle ICE auf demselben Gleis fahren wie 140 km/h schnelle S-Bahnzüge. Der Verband Region Stuttgart verschweigt, dass dies ein ganz eklatantes Beispiel eines neuen Mischbetriebs ist, ein Mischbetrieb, den der Verband Region Stuttgart an anderer Stelle abschaffen will.
 
Der Verband Region Stuttgart begründet seine Mittel für Stuttgart 21 auch mit der Mobilitätsdrehscheibe am Flughafen. Der Verband Region Stuttgart verschweigt jedoch, dass es aus gutem Grund praktisch nirgendwo auf der Welt eine Verkehrsdrehscheibe an einem Flughafen gibt. Im Gegenteil zeichnen sich die Verkehrsführungen an den Flughäfen in der Welt überwiegend dadurch aus, dass Fahrgäste des öffentlichen Verkehrs, die nicht zum Flughafen wollen, dort auch nicht hingeführt werden. Im konkreten Fall beim Stuttgarter Flughafen ist wegen der großen Entfernung zwischen den einzelnen Stationen und der schwierigen Erreichbarkeit der einzelnen Stationen eine Mobilitätsdrehscheibe von vornherein zum Scheitern verurteilt.
 
Neue Hoffnungen in das Regionalparlament
Neueste Entwicklungen geben Anlass zur Hoffnung, dass das Regionalparlament zukünftig gegenüber der Exekutive des Verbands Region Stuttgart eine selbstbewusstere und stärkere Rolle spielen wird.
 
So hat das Regionalparlament einen Antrag der Exekutive, den 15-Minuten-Takt auf der S-Bahnlinie S2 zwischen Stuttgart-Vaihingen und Filderstadt über Flughafen nicht einzuführen, eine Absage erteilt. Die Exekutive wollte beim bestehenden Stottertakt 10/20-Minuten der S-Bahnen zwischen Vaihingen und Flughafen sowie beim bestehenden 30-Minuten-Takt zwischen Flughafen und Filderstadt bleiben, weil sie fürchtet, dass ein 15-Minuten-Takt für die S-Bahn mit Stuttgart 21 und unter dem neuen Mischbetrieb Gäubahn / S-Bahn nicht gefahren werden kann.
 
Seit vielen Jahren wird hier in diesem Blog gebetsmühlenhaft betont, dass die Führung der Gäubahn über die Strecke der Flughafen-S-Bahn nicht fahrbar ist. Es kämen hier einfach zu viele Engstellen zusammen. Mit der Weigerung der Exekutive des Verbands Region Stuttgart, den 15-Minuten-Takt auf der S2 einzuführen, ist jetzt zum ersten Mal ein Beweis vorhanden, dass die Führung der Gäubahn über die Flughafen-S-Bahn tatsächlich unfahrbar ist. Und es wird lange nicht der letzte Beweis bleiben.
 
Denn wenn Stuttgart 21 und die damit nach dem immer noch nicht stornierten Planungsstand verbundene Führung der Gäubahn über die Trasse der Flughafen-S-Bahn dazu führt, dass der überall sonstwo im S-Bahnnetz vorhandene 15-Minuten-Takt dort nicht gefahren werden kann, dann ist diese Führung der Gäubahn über die Flughafen-S-Bahn tatsächlich unfahrbar.
 
Es ist jetzt zu hoffen, dass das Regionalparlament standhaft bleibt und die Exekutive des Verbands Region Stuttgart beauftragt, spätestens im Jahr 2021 den 15-Minuten-Takt der S2 zwischen Vaihingen und Filderstadt einzurichten. Ob Zufall oder nicht: In diesen Tagen haben die Bauarbeiten für den Regionalverkehrsbahnhof S-Vaihingen begonnen - ein Fingerzeig, wie die Gäubahn zukünftig fahren wird!   
 
 

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