Freitag, 19. Juni 2020

Massive Verzögerungen beim Wohnungsbau im Rosensteinviertel ermöglichen Beibehaltung der Gäubahnführung in den Stuttgarter Kopfbahnhof

Die Presse berichtet von massiven Verzögerungen beim geplanten Wohnungsbau im Rosensteinviertel in Stuttgart. Demnach hat die Stadtverwaltung die Fraktionsvorsitzenden der Parteien im Stuttgarter Gemeinderat darüber informiert, dass ein Baubeginn im Rosensteinviertel frühestens im Jahr 2032, wahrscheinlich aber sogar erst 2037 erfolgen könne.

Dies ermöglicht es, die Führung der Gäubahn über die Panoramastrecke zum Stuttgarter Kopfbahnhof bis mindestens 2035 erst mal beizubehalten.

In diesem Blog wurde bereits vielfach die bisherige Zeitvorstellung, nach der mit dem Wohnungsbau im Rosensteinviertel sofort nach einer Inbetriebnahme von Stuttgart 21 im Jahr 2025 begonnen werden könne, als unrealistisch kritisiert. Ein Baubeginn für die Erschließungsstraßen im Jahr 2030, ein Baubeginn von Wohnungen im Jahr 2035 und eine Fertigstellung des Rosensteinviertels nicht vor 2050 wurden als realistisch betrachtet.

Es fällt schwer anzunehmen, dass die Stadtverwaltung erst jetzt realisiert hat, dass die bisherigen Zeitvorstellungen für eine Bebauung des Rosensteinviertels unrealistisch sind. Es sind einfach zu viele Dinge, die dem entgegensprechen.

So werden zum Beispiel seit einigen Jahren bei der Mehrzahl der Bauvorhaben in Stuttgart die ursprünglich genannten Termine nicht mehr eingehalten und nicht selten um das doppelte überschritten. Ob dies an der nach wie vor boomenden Baukonjunktur liegt oder ob die Planer heutzutage die Bauzeiten einfach nicht mehr realistisch einschätzen können, bleibt mal dahingestellt.

Blaupause Güterbahnhof Bad Cannstatt
Dann muss man immer wieder auch einen Blick auf die Blaupause für das Rosensteinviertel, den ehemaligen Güterbahnhof Bad Cannstatt, werfen. Dort sollen ja ebenfalls Wohnungen gebaut werden. Es bleibt hier festzuhalten, dass auch Jahrzehnte nach der Freiwerdung des Geländes noch immer keine einzige Wohnung dort fertiggestellt worden ist.

Interessant ist auch, dass diejenigen Städte, die in der Vergangenheit dankend auf ein 21er-Projekt verzichtet haben (z.B. München, Frankfurt/Main und Zürich), sehr viel mehr Bauvorhaben auf ehemaligem, nicht mehr benötigtem Bahngelände am Laufen haben als dies in Stuttgart der Fall ist. Vor diesem Hintergrund erweist sich das Projekt Stuttgart 21 nicht als Förderer, sondern im Gegenteil als Verhinderer des Wohnngsbaus. Die Argumente, wonach es Stuttgart 21 braucht, um den aktuellen Wohnungsmangel zu beheben, können nun getrost in der Mülltonne entsorgt werden.

Es gibt jetzt Perspektiven für die Gäubahn
Damit aber sind die Dinge für die Gäubahn klarer als jemals zuvor. Die Gäubahn kann bis ca. 2035 auf ihrer vorhandenen Trasse über Stuttgart-Vaihingen und die Panoramastrecke zu einem Kopfbahnhof beim Stuttgarter Hauptbahnhof geführt werden. Das sind ab heute noch ca. 15 Jahre. Diese 15 Jahre können genutzt werden, um sich über die endgültige Führung der Gäubahn am Bahnknoten Stuttgart klar zu werden und um diese endgültige Führung einzurichten.

Dazu gehört zum Beispiel die Zukunft des Hasenbergtunnels der Gäubahn. Dieser Tunnel muss saniert werden. Besser wäre es, den Tunnel in einer etwas gestreckteren Führung neben dem vorhandenen Tunnel neu zu bauen, um die zulässige Geschwindigkeit der Gäubahn in diesem Bereich von 70 km/h auf 100 km/h erhöhen zu können.

Dazu gehört auch der Kriegsbergtunnel. Dieser Tunnel muss saniert werden. Besser wäre es, den Tunnel neu zu bauen, damit die Gäubahn parallel zum und unmittelbar neben dem Haltepunkt Nordbahnhof der S-Bahn geführt werden kann.

Dazu gehört auch die Gradiente der Gäubahn, die noch aus der Dampflokzeit stammt. Heute können Bahnstrecken steiler geführt werden. Damit wird es möglich, die hohen Dämme der Gäubahn beim Rosensteinviertel abzutragen und die Gäubahn tiefer zu führen als dies heute der Fall ist.

Neben der Gäubahn müssen auch das fünfte und sechste Gleis der Zufahrt Zuffenhausen und zwei Gleise der S-Bahn in den Kopfbahnhof beim Stuttgarter Hauptbahnhof geführt werden.   
        

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