Mittwoch, 4. Dezember 2019

Die Probleme beim Rastatter Tunnel haben auch etwas mit Mischbetrieb zu tun

Nicht nur das Projekt Stuttgart 21 ist immer wieder in den Schlagzeilen. Auch die Probleme des Rastatter Tunnels werden immer wieder thematisiert.

Zunächst mal wurde der Rastatter Tunnel durch die Tunnelhavarie vom 12.08.2017 bundesweit bekannt. Inzwischen wird jedoch die Sinnhaftigkeit und Brauchbarkeit des Tunnels diskutiert.

Viele Menschen nahmen in den vergangenen Wochen überrascht zur Kenntnis, dass der Rastatter Tunnel lange Güterzüge gar nicht aufnehmen kann. Der Grund dafür ist die Steilheit der beiden Tunnelrampen. Sie haben eine Neigung von 12 Promille. Für schwere und lange Güterzüge sind jedoch maximal 6 Promille tragbar.

Das betrifft zur Zeit bereits dreißig Prozent der Güterzüge - Züge, die schwerer sind als 1.600 Tonnen. In Zukunft dürften jedoch noch mehr Güterzüge betroffen sein. Denn Güterzüge von 750 Metern Länge sollen in Zukunft auf den Hauptachsen in Europa Standard werden.


Der Mischbetrieb wurde bisher nicht genannt
Ein ganz wichtiger Punkt ist jedoch bisher im Zusammenhang mit dem Rastatter Tunnel wie auch der Rheintalbahn noch gar nicht diskutiert worden. Das ist der Punkt des Mischbetriebs.

Es wird zukünftig bei Rastatt zwei zweigleisige Bahnstrecken im Verlauf der Rheintalbahn geben. Dem gegenüber steht jedoch, dass es drei Zuggattungen gibt. Das sind die Fernzüge, die Regionalzüge und die Güterzüge.

Die Regionalzüge halten alle in Rastatt. Deshalb müssen diese Züge auch weiterhin die heutige, oberirdisch verlaufende Bahnstrecke nutzen. Die Fernzüge halten nicht in Rastatt. Deshalb und auch wegen des engen Gleisbogens im Bahnhof Rastatt und auch wegen der Lärmbelästigung sollen die Fernzüge zukünftig durch den Rastatter Tunnel fahren. Die Güterzüge sollen wegen des Lärmproblems ebenfalls den Rastatter Tunnel nutzen.

Das ist das Pflichtenheft bzw. das Wunschkonzert. Damit sind wir jetzt beim Rastatter Tunnel ganz plötzlich in einen Mischbetrieb hineingeschlittert. Dort sollen Fernzüge mit 250 km/h ebenso fahren wie Güterzüge mit 100 km/h. Mischbetrieb bedeutet jedoch, dass die Streckenleistungsfähigkeit drastisch vermindert wird - so sehr, dass keinesfall für alle ICE und für alle Güterzüge Platz ist. Nicht umsonst gibt es kaum irgendwo in Deutschland eine Bahnstrecke, die im Mischbetrieb mit ICE und gleichzeitig von vielen Güterzügen befahren wird.

Alleine wegen des Mischbetriebs wird es also gar nicht möglich sein, dass alle Güterzüge durch den Rastatter Tunnel fahren. Die Bahn geht davon aus, dass mindestens 30 Prozent aller Güterzüge weiterhin oberirdisch durch Rastatt fahren werden. Jetzt ist klar, warum dies so ist. Mit dem Gewicht der Züge hat dies in erster Linie gar nichts zu tun.

In Offenburg wird das Problem besser gelöst
Fahren wir jetzt aber in Gedanken noch weiter in Richtung Süden, nach Offenburg. Dort ist ja auch ein Tunnel geplant. Dieser Tunnel soll sogar mit einer Länge von 11,2 Kilometern der längste Tunnel Deutschlands werden. Wie sieht es dort mit dem Mischbetrieb aus?

Im Offenburger Tunnel wird es keinen Mischbetrieb geben. Denn dieser Tunnel ist nur für die Güterzüge vorgesehen. Dann aber sollten die Tunnelrampen des Offenburger Tunnels tatsächlich so gebaut werden, dass dieser Tunnel für alle Güterzüge geeignet ist. Die ICE und die Regionalzüge werden den Offenburger Tunnel nicht nutzen. Sie halten ausnahmslos in Offenburg und nutzen die oberirdische Trasse.

Auch zwischen Offenburg und Freiburg im Breisgau wird es bessere Zustände geben. Es wird dort zu einem großen Teil drei zweigleisige Strecken geben - für jede Zuggattung eine. Zunächst mal ist das die autobahnparallele Trasse für den Güterverkehr. Dann gibt es die Bestandstrasse für den Regionalverkehr. Und dann sollen neben die Bestandstrasse abschnittsweise zwei neue Gleise für den ICE gelegt werden.

Wie geht es in Rastatt weiter?
Wie könnte man die Situation bei Rastatt entschärfen? Mittelfristig müsste dort eine dritte Doppelspur für die Rheintalbahn gebaut werden. Sie sollte parallel zur Autobahn A5 verlaufen. Der Rastatter Tunnel wäre dann nur noch für die ICE da. Der Güterverkehr würde die neue oberirdische, autobahnparallele Trasse nutzen.         

 

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