Mittwoch, 19. Juni 2019

Das Pflichtenheft in Bezug auf die S-Bahn zum neuen Kopfbahnhof beim Stuttgarter Hauptbahnhof

Der Stuttgarter Hauptbahnhof braucht zusätzlich zum achtgleisigen Stuttgart 21-Tiefbahnhof und zusätzlich zum bestehenden zweigleisigen Haltepunkt der S-Bahn einen sechs- bis achtgleisigen Kopfbahnhof.

Das wird hier in diesem Blog seit langer Zeit vertreten und begründet. Die Gründe für einen zusätzlichen Kopfbahnhof sind in der Tat vielfältig. Und so langsam scheint Bewegung in die Sache zu kommen.

Baden-Württembergs Verkehrsminister Hermann  ließ am 18.06.2019 im SWR anklingen, dass er ebenfalls die Notwendigkeit eines zusätzlichen Kopfbahnhofs sieht. Und er ließ auch anklingen, dass dieser Kopfbahnhof neben seinen vielen anderen Aufgaben auch eine Rolle für die Stuttgarter S-Bahn übernehmen muss.

Die Sache mit der S-Bahn wollen wir im heutigen Post in diesem Blog vertiefen. Heute sollen die vier Hauptaufgaben eines zukünftigen neuen Kopfbahnhofs in Bezug auf die Stuttgarter S-Bahn zur Sprache kommen. Das aber ist nur ein kleiner Teil aller Aufgaben des neuen Kopfbahnhofs.

Das sind die vier Hauptaufgaben eines neuen Kopfbahnhofs in Bezug auf die S-Bahn:
  • Erste Hauptaufgabe in Bezug auf die S-Bahn: Redundanz bei Störungen im Verlauf der S-Bahn-Stammstrecke
  • Zweite Hauptaufgabe in Bezug auf die S-Bahn: Overflow-Funktion beim täglichen Betrieb der S-Bahn-Stammstrecke
  • Dritte Hauptaufgabe in Bezug auf die S-Bahn: Entlastung der S-Bahn-Stammstrecke
  • Vierte Hauptaufgabe in Bezug auf die S-Bahn: Ermöglichung zusätzlicher Angebote bei der Stuttgarter S-Bahn

Kommen wir jetzt zu den Punkten des Pflichtenhefts für den neuen Kopfbahnhof in Bezug auf die S-Bahn im Einzelnen:


1. Redundanz bei Störungen im Verlauf der S-Bahn-Stammstrecke
Diese Funktion übt bereits der bestehende Kopfbahnhof aus. Wenn die S-Bahn-Stammstrecke gesperrt oder nur noch sehr eingeschränkt befahrbar ist, werden bereits heute so viele S-Bahn-Züge wie irgend möglich in den Kopfbahnhof geleitet. Denn für die Fahrgäste ist es wichtig, dass auch im Störungsfall die S-Bahn wenigstens zum Hauptbahnhof fährt. Mit den dort vorhandenen zahlreichen Anschlussmöglichkeiten ist ein Weiterkommen relativ gut und einfach möglich.

Diese Funktion soll auch der zukünftige neue Kopfbahnhof beim Stuttgarter Hauptbahnhof übernehmen. Die 6 - 8 Gleise dieses neuen Kopfbahnhofs können zwar nicht alle, aber doch einige S-Bahnzüge im Störungsfall aufnehmen. Damit sind die Fahrgäste wenigstens beim Hauptbahnhof, wo ein schnelles Weiterkommen mit anderen Verkehrsmitteln möglich ist.

2. Overflow-Funktion beim täglichen Betrieb der S-Bahn-Stammstrecke
Auch diese Funktion übt der heutige Kopfbahnhof bereits aus. Während der Hauptverkehrszeiten fährt im Verlauf der heutigen S-Bahn-Stammstrecke alle 2,5 Minuten ein Zug. Die geringste Verzögerung oder Störung kann dazu führen, dass sich vor der Einfahrt in die Stammstrecke ein Rückstau aufbaut. Dieser Rückstau kann nur schwer wieder abgebaut werden. Die Verkehrszeiten mit dem 2,5 Minuten-Takt sollen demnächst sogar über den ganzen Tag ausgedehnt werden, was die Sache weiter verschlimmert.

Die Betriebsleitung der S-Bahn entscheidet bereits heute, ob von Fall zu Fall ein S-Bahnzug in den Kopfbahnhof geleitet wird, um die Rückstauungen abzubauen. Diese Funktion muss bestehen bleiben und vom neuen Kopfbahnhof übernommen werden.

3. Entlastung der S-Bahn-Stammstrecke
Im Verlauf der S-Bahn-Stammstrecke fahren heute 24 Züge pro Stunde und Gleis. Das ist bereits zu viel, um einen dauerhaft pünktlichen und regelmäßigen Betrieb der S-Bahn zu gewährleisten. Nicht ohne Grund soll nach der Inbetriebnahme der Zweiten Stammstrecke der Münchner S-Bahn die Zugzahl im Verlauf der Ersten Stammstrecke von heute 30 auf zukünftig 20 verringert werden.

Der Verband Region Stuttgart setzt zur Zeit seine Hoffnungen in ein neues Signalisierungssystem und will möglicherweise sogar noch mehr als 24 Züge pro Stunde und Gleis auf die Stammstrecke packen. Das ist ein Irrweg!

Auch im Verlauf der Stuttgarter Stammstrecke der S-Bahn sollen zukünftig nur noch 20 Züge pro Stunde und Gleis fahren. Die verbleibenden 4 Züge pro Stunde und Gleis aus dem heutigen Angebot sollen in den neuen Kopfbahnhof fahren.

4. Ermöglichung zusätzlicher Angebote bei der Stuttgarter S-Bahn
Der neue Kopfbahnhof soll auch eventuelle zusätzliche Angebote bei der Stuttgarter S-Bahn aufnehmen.

Da ist zunächst mal die vom Verband Region Stuttgart bereits ins Gespräch gebrachte Express-S-Bahn Calw-Weil der Stadt-Leonberg-Feuerbach zu nennen. Diese Express-S-Bahn muss unbedingt bis zum Stuttgarter Hauptbahnhof geführt werden. Nur mit den zahlreichen Umsteigemöglichkeiten im Stuttgarter Hauptbahnhof ergibt die neue Express-S-Bahn von/nach Calw einen Sinn. Auch hier ist es der neue Kopfbahnhof, der die Express-S-Bahn im Stuttgarter Hauptbahnhof aufnehmen wird.

Zu nennen ist auch ein zukünftiges S-Bahn-Angebot für Nürtingen. Zur Zeit plant der Verband Region Stuttgart, die S-Bahnlinie S1 in Wendlingen zu flügeln und die beiden Zugteile dann weiter nach Kirchheim/Teck und nach Nürtingen zu schicken. Das ist allenfalls die zweitbeste Lösung. Besser ist es, wenn man eine neue S-Bahnlinie - nennen wir sie S 7 - einführt, die von Nürtingen nach Wendlingen und dann auf den Gleisen der S 1 weiter zum Stuttgarter Hauptbahnhof fährt - allerdings nicht in die Stammstrecke, sondern in den neuen Kopfbahnhof.

Fazit
Man sieht also: Die Aufgaben eines neuen 6-8gleisigen Kopfbahnhofs beim Stuttgarter Hauptbahnhof sind vielfältig. Alleine bei der Stuttgarter S-Bahn muss der neue Kopfbahnhof vier Aufgabenbereiche übernehmen.

Die Hauptaufgaben des neuen Kopfbahnhofs - die Aufnahme der auf dem fünften und sechsten Gleis der Zufahrt Zuffenhausen kommenden Züge sowie die Aufnahme der Züge von der Panoramastrecke der Gäubahn - sind hier noch gar nicht genannt.      

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.