Sonntag, 21. Oktober 2018

Die neue Württembergische Schwarzwaldbahn (Hermann-Hesse-Bahn) - ein weiterer Grund für einen achtgleisigen Kopfbahnhof in Stuttgart


Die Bauarbeiten für die Wiederinbetriebnahme der Württembergischen Schwarzwaldbahn (heute: Hermann-Hesse-Bahn) zwischen Calw und Weil der Stadt haben begonnen. Als erstes der zahlreichen neuen Kunstbauwerke befindet sich zur Zeit die Brücke der Hermann-Hesse-Bahn über die B 295 bei Calw-Heumaden im Bau.

Die neue Württembergische Schwarzwaldbahn (Hermann-Hesse-Bahn) ist ein weiterer Grund, weshalb der Stuttgarter Hauptbahnhof zusätzlich zum achtgleisigen Tiefbahnhof einen achtgleisigen Kopfbahnhof benötigt (Tiefbahnhof + Kopfbahnhof = Kombibahnhof).

Darauf gehen wir gleich näher ein. Zunächst bleiben wir jedoch im Landkreis Calw bei der Württembergischen Schwarzwaldbahn.

Die Württembergische Schwarzwaldbahn ist auch eines von vielen Themen des im August 2018 eröffneten neuen heimatgeschichtlichen Lehrpfads "Rund um Calw". Dieser Lehrpfad führt durch Calw und seine Umgebung und kommt hierbei an 42 Stationen vorbei. Die Stationen 7, 31 und 41 beschäftigen sich mit der Württembergischen Schwarzwaldbahn.


Die Station 7 ist der berühmte Drei-Bahnen-Blick. Man sieht hier am gegenüberliegenden Talhang des Nagoldtals gleich drei Eisenbahnstrecken in unterschiedlicher Höhenlage. An unterster Stelle ist die Nagoldtalbahn. An mittlerer Stelle ist die Trasse der Württembergischen Schwarzwaldbahn zwischen dem Bahnhof Calw und dem Kehrtunnel. Und an oberster Stelle ist erneut die Trasse der Württembergischen Schwarzwaldbahn, diesmal zwischen dem Kehrtunnel und Calw-Heumaden.

Die Station 31 listet die Superlativen der Württembergischen Schwarzwaldbahn auf. Die Bahn weist auf Calwer Gebiet eine maximale Neigung von 2 Prozent auf. Die Länge der Strecke mit dieser Neigung ist 10,7 Kilometer. Das dürfte die längste Strecke mit dieser Neigung sein. Der Bahndamm oberhalb von Hirsau wurde im Jahr 1880 als der höchste Bahndamm der Welt bezeichnet. Er hatte eine Höhe von 64 Metern. Die Kehrschleife bei Hirsau gibt es in Deutschland in dieser Form vermutlich kein zweites Mal. Die langen Tunnel, die Kehrschleifen und die hohen Brücken machen die Württembergische Schwarzwaldbahn zu einer richtigen Gebirgsbahn im Kleinen.

Die Station 41 beschäftigt sich mit den Auswirkungen der Württembergischen Schwarzwaldbahn auf das Stadtbild von Calw. Die Bahn wurde am 20. Juni 1872 eingeweiht. Dabei war auch König Karl von Württemberg. Zunächst fuhren täglich vier Züge von Stuttgart über Weil der Stadt und Calw nach Nagold und wieder zurück.

Kommen wir nun zur Zukunft
Ca. im Jahr 2020 soll die neue Württembergische Schwarzwaldbahn (Hermann-Hesse-Bahn) eröffnet werden.

M.E. müssen auch im Verlauf der Hermann-Hesse-Bahn in einer späteren Betriebsstufe Metropolexpresszüge eingesetzt werden (Stuttgart Hauptbahnhof-Zuffenhausen-Ditzingen-Leonberg-Renningen-Weil der Stadt-alle Stationen-Calw-alle Stationen-Nagold). Andernfalls wäre dies die einzige Radialstrecke vom/zum Stuttgarter Hauptbahnhof ohne den Betrieb von Metropolexpresszügen.

Diese Metropolexpresszüge Stuttgart-Calw müssen aber im zukünftigen achtgleisigen Kopfbahnhof beim Stuttgarter Hauptbahnhof enden. Im Tiefbahnhof ist für diese Züge kein Platz. Damit haben wir nun eine weitere Linie, die in den Kopfbahnhofteil des Stuttgarter Hauptbahnhofs einfährt.

Fassen wir noch einmal alle Linien zusammen, die zukünftig in den Kopfbahnhof des Kombibahnhofs Stuttgart Hauptbahnhof einfahren werden (Reihenfolge willkürlich):

Metropolexpresszüge Stuttgart-Calw
Metropolexpresszüge Stuttgart-Heilbronn
Metropolexpresszüge Stuttgart-Bietigheim-Vaihingen (Enz)
Metropolexpresszüge der Gäubahn Stuttgart-Horb
Fernzüge und schnelle Regionalzüge der Gäubahn Stuttgart-Konstanz/Zürich
Strohgäubahn Stuttgart-Münchingen
S-Bahnlinie S 6*

* In einigen der letzten Posts in diesem Blog wurde ja bereits ausführlich begründet, weshalb zukünftig auch die S 6 in den achtgleisigen Kopfbahnhof einfahren muss. Es ging darum, dass die Stammstrecke der Stuttgarter S-Bahn überlastet ist und einen ganztägigen 15 Minuten-Takt bei allen S-Bahnlinien bzw. sogar einen teilweisen 10 Minuten-Takt nicht verkraftet. Es müssen deshalb einige Züge aus der Stammstrecke herausgenommen werden, damit sich zukünftig ein Durchsatz von nur noch 20 Zügen pro Stunde und Richtung in der Stammstrecke ergibt. Hierfür eignet sich die S 6 wohl am Besten.

Das Pflichtenheft für den neuen Kopfbahnhof ist gewaltig
Der neue achtgleisige Kopfbahnhof beim Stuttgarter Hauptbahnhof wird somit von Anfang an umfangreiche Betriebsaufgaben zu bewältigen haben. Dieser Bahnhofsteil wird wohl sogar von Anfang an bereits ausgelastet sein. Umso unverständlicher erscheinen vor diesem Hintergrund die Zweifler, die diesem Kopfbahnhof die Notwendigkeit absprechen. Es gilt jetzt vielmehr, die Weichen in Richtung Kombibahnhof beim Stuttgarter Hauptbahnhof zügig zu stellen.    

Der Drei-Bahnen-Blick in Calw
   

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