Ein Stuttgart 21 - Befürworter hat in einem Vortrag die Notwendigkeit eines neuen Tiefbahnhofs im Rahmen des Projekts Stuttgart 21 unter anderem damit begründet, dass der bestehende Kopfbahnhof nicht genügend barrierefrei sei.
Bei genauer Betrachtung des Themas Barrierefreiheit wird man jedoch schnell feststellen, dass es sich umgekehrt verhält und der bestehende Kopfbahnhof dem geplanten Tiefbahnhof überlegen ist.
Zur Zeit ist der Kopfbahnhof Stuttgart über den Nordausgang barrierefrei erreichbar - und das, ohne Aufzüge oder Fahrtreppen benutzen zu müssen. Ebenso kann man barrierefrei von einem Bahnsteig zum anderen gelangen und damit umsteigen, ebenfalls ohne elektrische Hilfsmittel. Mit einer vergleichsweise einfachen und billigen Nachrüstung ließe sich der Kopfbahnhof auch von anderen Eingängen aus barrierefrei erreichen. Dafür würde die Nachrüstung von vier Aufzügen ausreichen: von der Großen Schalterhalle zur Querbahnsteighalle, vom Mittleren Eingang zur Querbahnsteighalle, zur Kleinen Schalterhalle und beim Südausgang.
Die Stadtbahn Stuttgart zum Beispiel verfügt zur Zeit noch über drei U-Haltestellen, die nicht barrierefrei erreichbar sind (Türlenstraße, Österreichischer Platz, Maybachstraße). Es kommt wahrscheinlich niemand auf die Idee, diese U-Haltestellen wegen der fehlenden Barrierefreiheit abreisen zu wollen. Statt dessen ist zu Recht auch für diese drei U-Haltestellen ein Nachrüstprogramm mit Aufzügen geplant.
Den geplanten Tiefbahnhof des Projekts Stuttgart 21 kann man ohne elektrische Hilfsmittel überhaupt nicht barrierefrei erreichen. Bei drei Aufzügen pro Bahnsteig und vier Bahnsteigen sind somit mindestens 12 Aufzüge für die Barrierefreiheit erforderlich. Sollten die Aufzüge einmal aus irgendeinem Grund (und diese Gründe gibt es erfahrungsgemäß häufig) stillstehen, ist der neue Tiefbahnhof überhaupt nicht barrierefrei erreichbar. Und auch barrierefreies Umsteigen ist nicht mehr möglich.
Beim bestehenden Kopfbahnhof ist auch beim Defekt der Aufzüge mindestens ein barrerefreier Zugang vorhanden sowie das barrierefreie Umsteigen möglich. Alle noch vorhandenen Defizite des Kopfbahnhofs lassen sich vergleichsweise schnell und preisgünstig beheben.
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