Freitag, 30. Mai 2025

Bundesgartenschaubewerbung in Stuttgart versus Olympiabewerbung in München

Stuttgart will sich zusammen mit Esslingen am Neckar, Ludwigsburg  und der Region Stuttgart um die Ausrichtung einer Bundesgartenschau im Jahr 2043 bewerben. 

In München hat der Stadtrat bereits beschlossen, sich um die Austragung der Olympischen Spiele wahlweise im Jahr 2036 oder 2040 oder 2044 zu bewerben. Allerdings findet hierzu im Oktober 2025 noch eine Volksabstimmung statt.

Im Jahr 1972 hat München bereits einmal die Olympischen Spiele ausgetragen. Das war verbunden mit einer Neuerfindung Münchens in Sachen Verkehr. Es wurde im Vorfeld der Spiele eines der größten S-Bahnnetze überhaupt eröffnet. Dazu wurde die erste Stammstrecke der Münchner U-Bahn (Marienplatz) eröffnet. Der Mittlere Ring wurde vor allem im Norden Münchens massiv ausgebaut.

München will die Olympischen Spiele in den Jahren 2036, 2040 oder 2044 dazu nutzen, erneut verkehrlich voranzukommen. Die Zweite Stammstrecke der S-Bahn soll bis dahin in Betrieb sein. Dazu sollte wenn möglich die vierte Stammstrecke der U-Bahn sowie die massive Erweiterung der dritten Stammstrecke der U-Bahn in Betrieb gehen. Das kann realistisch sein. Denn der Bund wird im Falle des Falles zusätzliche Zuwendungen für München vorsehen.

Stuttgart hat sich ebenfalls mal um die Olympischen Spiele (Jahr 2012) beworben. Allerdings musste sich Stuttgart hierbei einer Vorauswahl unter anderen deutschen Städten stellen. Die Jury bescheinigte Stuttgart, eine ganz vorzügliche Bewerbung eingereicht zu haben. Allerdings äußerte die Jury Bedenken im Hinblick auf die schwierige toppgraphische Situation mit dem Stuttgarter Talkessel, die die bei Olympia zu erwartenden Verkehre nur schwer würde aufnehmen können. Stuttgart unterlag damals Leipzig.

Mir ist nicht in Erinnerung, dass Stuttgart die Bewerbung um die Olympischen Spiele dazu genutzt hätte, verkehrlich massiv voranzukommen, z.B. durch den Bau einer dritten Stammstrecke für die Stuttgarter Stadtbahn oder durch den Bau eines Mittleren Straßenrings. Da hat wohl das Projekt Stuttgart 21 alles andere verdeckt.

Auch die jetzt geäußerte Absicht der Region Stuttgart, die Bundesgartenschau 2043 auszutragen, wird bisher nicht mit verkehrlichen Ausbauplänen verbunden. Dabei könnte dies die letzte Chance für eine dritte Stammstrecke der Stadtbahn sein.

Im Übrigen wollen sich Reutlingen und das Echaztal um die Ausrichtung einer Bundesgartenschau im Jahr 2039 bewerben. Ob unter diesen Umständen eine Bewerbung von Stuttgart im Jahr 2043 realistisch ist, bleibt abzuwarten.              

 

Donnerstag, 15. Mai 2025

Landeshauptstadt Stuttgart bereitet Neubau der Gäubahnbrücke vor

Die Landeshauptstadt Stuttgart will die Gäubahnbrücke beim Eckartshaldenweg abreißen und neu bauen.

Das geht aus einer Liste der sanierungsbedürftigen bzw. neu zu bauenden Brücken und Tunnels in Stuttgart hervor, die die Stadtverwaltung veröffentlicht hat. Die Stuttgarter Zeitung hat darüber heute berichtet.

Vom Neubau der Gäubahnbrücke beim Eckartshaldenweg ist die B 27 mit vier Fahrstreifen betroffen, ebenso vier Stadtbahnlinien sowie auch die Gäubahn.

Ziehen wir aus diesen Nachrichten mal ein paar Schlussfolgerungen.

1. Die Gäubahn-Panoramastrecke wird dauerhaft in Betrieb bleiben. Sonst würde man die Gäubahnbrücke ja nicht neu bauen.

2. Während des Neubaus der Gäubahnbrücke beim Eckartshaldenweg sowie anderer Brücken muss die Gäubahn-Panoramastrecke wahrscheinlich mehrere Jahre lang stillgelegt werden.

3. Die temporäre Stilllegung der Panoramastrecke der Gäubahn sollte jedoch nicht ausgerechnet dann erfolgen, wenn auch die Stammstrecke der Stuttgarter S-Bahn stillgelegt wird.

4. Die Sanierung bzw. der Neubau von Brücken und Tunnel im Stadtgebiet kostet die Landeshauptstadt Stuttgart  in den kommenden 30 Jahren eine Milliarde Euro. Hier sind nur diejenigen Bauwerke berücksichtigt, die sich in der Baulast der Landeshauptstadt Stuttgart befinden.

5. Die Landeshauptstadt Stuttgart plant in den kommenden Jahrzehnten verschiedene Großprojekte.

6. Daraus folgt, dass die Landeshauptstadt Stuttgart für das neue Rosensteinviertel von Stuttgart 21 in den kommenden Jahrzehnten wohl kaum Mittel übrig hat.

7. Daraus sowie aus den anderen Punkten folgt wiederum, dass die Gäubahn dauerhaft in den ergänzenden Kopfbahnhof beim Stuttgarter Hauptbahnhof fahren sollte. 

      

Montag, 12. Mai 2025

Unstimmigkeiten bei der Fahrzeit der Gäubahn von Rottweil zum Stuttgarter Flughafen

In der Broschüre zur Volksabstimmung von Stuttgart 21 wird von der Stuttgart 21-Befürworterseite behauptet, dass sich mit Stuttgart 21 die Fahrzeit von Rottweil zum Stuttgarter Flughafen von bisher 102 Minuten auf zukünftig 63 Minuten verkürzen wird.

Das Dumme ist nur, dass die Fahrplanauskunft der Bahn heute - ohne Stuttgart 21 - im stündlichen Wechsel eine Fahrzeit von 80 bzw. von 95 Minuten für die Relation von Rottweil zum Stuttgarter Flughafen angibt. Bereits ohne Stuttgart 21 sind die Fahrzeiten von Rottweil zum Stuttgarter Flughafen heute also kürzer als im Vorfeld der Volksabstimmung angegeben.

Um die Attraktivität einer Verkehrsverbindung richtig zu beurteilen, ist die Angabe der Reisezeit erforderlich. Die Reisezeit beinhaltet zusätzlich zur reinen Fahrzeit auch noch die durchschnittliche Wartezeit auf den Zug im Abfahrtsbahnhof. Diese durchschnittliche Wartezeit ist die Hälfte der Taktzeit. Bei einem Stundentakt wäre also die durchschnittliche Wartezeit 30 Minuten, die zur reinen Fahrzeit dazugeschlagen werden muss.

Reisezeit heute
Die Reisezeit heute zwischen Rottweil und dem Stuttgarter Flughafen beträgt 80 plus 30 gleich 110 Minuten bzw. 95 plus 30 gleich 125 Minuten. Die Verbindung von Rottweil nach Stuttgart verfügt heute über einen hinkenden Stundentakt.
 
Reisezeit in der Frühzeit von Stuttgart 21
In der Zeit der Schlichtung unter Heiner Geißler bzw. der Volksabstimmung zu Stuttgart 21 lagen Fahrpläne für die Gäubahn vor, die einen Halbstundentakt mit RE von Stuttgart nach Horb und einen Zweistundentakt mit IC von Stuttgart nach Zürich vorsahen. Der letztgenannte Zug hält in Rottweil.
 
Die Reisezeit von Rottweil zum Flughafen wäre damit bei Stuttgart 21 63 Minuten (Fahrzeit ungeprüft von der Broschüre übernommen) plus 60 Minuten gleich 123 Minuten. Damit wäre die Reisezeit Rottweil - Stuttgart Flughafen sogar in den meisten Fällen länger als dies heute der Fall ist.
 
Gäubahnausbau an Stelle von Stuttgart 21
Hätte man an Stelle von Stuttgart 21 die Gäubahn ausgebaut, hätte man einen Halbstundentakt mit schnellen Zügen von Rottweil nach Stuttgart einrichten können. In S-Vaihingen wäre man dann in die Flughafen-S-Bahn umgestiegen.
 
Die ungefähre Reisezeit von Rottweil zum Stuttgarter Flughafen wäre dann 15 Minuten (durchschnittliche Wartezeit in Rottweil) plus 78 Minuten (Fahrzeit) gleich 93 Minuten. Das ist eine konkurrenzlos kurze Reisezeit von Rottweil zum Stuttgarter Flughafen!