Freitag, 14. Juni 2024

Gäubahn unter Stuttgart 21: Bahn und Politik verstricken sich in Widersprüche

Die Art, wie die Gäubahn unter Stuttgart 21 behandelt wird, setzt dem widersprüchlichen und schillernden Projekt Stuttgart 21 die Krone auf.

Widerspruch Nr.1
Jahrelang strebte man an, die Gäubahn auf den Gleisen der Flughafen-S-Bahn zu führen. Äußerungen von Projektkritikern, wonach diese Führung der Gäubahn unfahrbar ist, wurden nicht beachtet. Vor wenigen Jahren kam dann der plötzliche Schwenk. Jetzt war die ursprüngliche Planung einer Führung der Gäubahn über die Gleise der Flughafen-S-Bahn doch nicht der Weisheit letzter Schluss. Statt dessen wollte man für die Gäubahn mit dem Pfaffensteigtunnel den längsten Bahntunnel Deutschlands bauen.
 
Was für ein Widerspruch! Zunächst mal schien die Gäubahn eine wenig wichtige Bahnstrecke zu sein, die sich mit einer Führung auf den Gleisen der Flughafen-S-Bahn begnügen musste. Dann plötzlich war für die Gäubahn in Form des Pfaffensteigtunnels nur noch das Teuerste gut genug.
 
Widerspruch Nr. 2
Nach jetzigem Planungsstand sollen die Züge der Gäubahn ab 2026 für einen nicht absehbaren Zeitraum in Stuttgart-Vaihingen enden und den Stuttgarter Hauptbahnhof nicht mehr anfahren.
 
Teile der Politik und der Bahn argumentieren, dass ein Endpunkt der Gäubahn in Stuttgart-Vaihingen große Chancen beinhalte. Denn viele Fahrgäste der Gäubahn wollten nach S-Vaihingen und Umgebung.
 
Warum aber - so muss man hier sofort fragen - wird dann die Führung der Gäubahn nach S-Vaihingen nicht dauerhaft beibehalten und auf den Pfaffensteigtunnel, der die Gäubahn an S-Vaihingen vorbeileitet, verzichtet?
 
Widerspruch Nr. 3
Teile der Bahn und der Politik argumentieren, dass nur wenige Fahrgäste von der Gäubahn im Stuttgarter Hauptbahnhof in Fernzüge umsteigen wollen. Warum aber muss man unter diesen Umständen dann die Gäubahn im längsten Bahntunnel Deutschlands teuer und aufwändig zum Stuttgarter Hauptbahnhof führen. Das ist doch ein eklatanter Widerspruch! 
 
Abgesehen davon stimmt die oben genannte Behauptung nicht. Die Mehrzahl der Züge am Bahnknoten Stuttgart sind Regionalzüge. Sehr wohl steigen viele Fahrgäste der Gäubahn im Stuttgarter Hauptbahnhof in die Regionalzüge um, sowie in die S-Bahn, in die Stadtbahn usw. Und auch in die Fernzüge würden die Fahrgäste gerne umsteigen, wenn es gute Anschlüsse gäbe - mit Stuttgart 21 nicht machbar.
 
Die Auflösung der Widersprüche
Eine Auflösung der Widersprüche kann nur eine Beibehaltung der Führung der Gäubahn über die Stuttgarter Panoramastrecke zu einem ergänzenden Kopfbahnhof beim Stuttgarter Hauptbahnhof bringen.
 
Bei dieser Lösung werden sowohl Stuttgart-Vaihingen als auch der Stuttgarter Hauptbahnhof an die Gäubahn angebunden.
 
Bei dieser Lösung verfügt die Gäubahn über eigene Zulaufgleise zum Stuttgarter Hauptbahnhof. Das ist für den Freiheitsgrad der Fahrplangestaltung von großer Wichtigkeit. Das steigert auch die Kapazität des Bahnknotens Stuttgart.
 
Bei dieser Lösung gibt es mehr als acht Gleise im Stuttgarter Hauptbahnhof. Das ermöglicht bessere Anschlüsse und die Einführung des Deutschlandtakts.     


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