Am 24.06.2024 wurde in Paris die Metrolinie M14 an beiden bisherigen Endpunkten verlängert, so dass sich ihre Streckenlänge auf jetzt 27,8 Kilomter verdoppelt hat.
Wir sehen uns im heutigen Post in diesem Blog die Pariser Metrolinie M14 und ihre zahlreichen Aufgaben mal etwas näher an und versuchen, die M14 in das Große Ganze der Verkehrsentwicklung im Großraum Paris einzuordnen.
Die Verlängerungen der M14 wurden rechtzeitig zu den Olympischen Spielen fertig.
Da besteht ein Unterschied zu Deutschland. Zur Fußball-Europameisterschaft in Deutschland wurde keine einzige neue Straßenbahn-, Stadtbahn-, U-Bahn- oder S-Bahnlinie neu in Betrieb genommen oder verlängert. Paris hat wenigstens die M14 rechtzeitig zu den Olympischen Spielen eröffnet.
Einige Verkehrsunternehmen in Deutschland standen wegen angeblicher Unzulänglichkeiten bei der Fußball-Europameisterschaft in der Kritik. Die Kritik bezog sich auch auf die Bahn und auf die Fähigkeiten Deutschlands überhaupt, eine solche Veranstaltung auszutragen.
Es bleibt nun abzuwarten, ob Paris die Olympischen Spiele besser austragen kann.
Die M14: Ein Zwischending zwischen U-Bahn und S-Bahn
Die M14 ist eine U-Bahn der Superlative. Sie war die erste fahrerlose U-Bahnlinie in Paris. Sie verfügt über Türen nicht nur am Fahrzeug, sondern auch auf den Bahnsteigen. Somit ist die M14 eigentlich nichts anderes als ein horizontaler Aufzug. Die Züge fahren alle 90 Sekunden bis drei Minuten. Der Stationsabstand ist durchschnittlich 1,2 Kilometer und damit wesentlich größer als beim bisherigen Metronetz. Die Zuglänge ist 120 Meter.
Eine Million Fahrgäste am Tag
Für die gesamte M14 werden eine Million Fahrgäste pro Tag erwartet. Ein Vergleich mit der Stuttgarter S-Bahn zeigt die Größenordnungen auf. Gemäß der Wikipedia nutzen pro Werktag 435.000 Fahrgäste das gesamte Stuttgarter S-Bahnnetz. Dem gegenüber steht in Paris eine einzige U-Bahnlinie mit einer Million Fahrgästen pro Werktag.
Der Flughafen Paris-Orly ist jetzt an die Pariser Metro angeschlossen
Der neue südliche Endpunkt der M14 ist der Flughafen Orly. Das ist der zweitgrößte Flughafen in Paris - hinter dem Flughafen Charles de Gaulle. Damit hat dieser wichtige Flughafen jetzt U-Bahnanschluss. Der bisherige Anschluss erfolgte über zwei S-Bahnlinien sowie mit Hilfe des Systems Orlyval (fahrerlose Kabinenbahn). In 25 Minuten ist man jetzt mit der M14 vom Flughafen Orly in der Innenstadt von Paris (Station Les Halles).
Erste Aufgabe: Entlastung der S-Bahnlinie A und Metrolinie 1
Als der erste Abschnitt der M14 am 15.10.1998 in Betrieb genommen wurde, hatte sie eine Hauptaufgabe. Sie sollte in der Pariser Innenstadt die hoffnungslos überlastete S-Bahnlinie (RER) A und die U-Bahnlinie M1 entlasten. Hierzu verläuft die M14 über mehrere Stationen hinweg parallel zur RER A und zur M1. Die M14 hat eine riesige Kapazität, mit der sie die an sie gestellte Aufgabe erfüllen konnte. Eine weitere Aufgabe für die M14 war die bessere Anbindung des Bahnhofs Gare de Lyon.
Auch im Pariser Norden übernimmt die M14 eine wichtige Aufgabe.
Im Post vom 15.12.2020 in diesem Blog haben wir die Pariser U-Bahnlinie M13 bereits einmal thematisiert. Dies ist ja die einzige Linie im Pariser Metronetz, die sich in zwei Streckenäste verzweigt. Bei einer Zugfolge von zwei Minuten im Verlauf der M13 führt dies dazu, dass auf den beiden Streckenästen nur alle 4 Minuten ein Zug fahren kann. Das sowie die dichte Besiedlung des Gebiets führen dazu, dass die M13 bisher so stark überlastet war, dass man es sich ohne Test vor Ort schlichtweg nicht vorstellen konnte.
Hier kommt jetzt die Rettung in Form der M14. Die M14 fährt ebenfalls durch das Gebiet mit den beiden Streckenästen der M13 bis zum Vorort Saint-Denis. Es gibt nun Umsteigestationen zwischen der M13 und der M14 an beiden Streckenästen der M13. Damit kann die M14 die an sie gestellte weitere Aufgabe erfüllen und so viele Fahrgäste wie irgend möglich von der M13 absaugen.
Gegenüber dem, was noch kommt, ist das bisher Erreichte ganz klein
Was hat die M14 im Pariser Nahverkehr nicht bereits an wichtigen Aufgaben übernommen!
Man mag es kaum glauben. Aber die M14 ist nur der erste Teil eines viel, viel Größeren. Es geht um die neuen Metrolinien M15, M16, M17 und M18 ("Grand Paris Express").
Zusammen mit der M14 werden sie den öffentlichen Verkehr in Paris in eine neue Dimension katapultieren. Die Länge des Metronetzes wird sich durch Grand Paris Express um die Hälfte erweitern. Es wird ein riesiger Metro-Ring um Paris entstehen. Die M14 wird an ihren beiden Enden an den neuen Ring andocken mit neuen Umsteigestationen beim Flughafen Orly und in Saint-Denis und ansonsten aber als Durchmesserlinie durch Paris fahren.
21 Vortriebsmaschinen wurden geordert, um das zu 90 Prozent unterirdisch verlaufende Netz von M14, M15, M16, M17 und M18 fertigzustellen. Die Vortriebslänge beträgt ca. 105 Kilometer zweigleisiger Tunnel. Die Inbetriebnahme ist stufenweise in den Zwanziger und Dreißiger Jahren geplant.
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