Der am 30. Juni 2020 im Bundesverkehrsministerium vorgestellt dritte Gutachterentwurf zum Deutschlandtakt stellt Stuttgart 21 ein schlechtes Zeugnis aus.
So ist für den Bahnknoten Stuttgart gemäß dem Gutachterentwurf ein Infrastrukturausbau im Nordzulauf zu Stuttgart (= fünftes und sechstes Gleis der Zufahrt Zuffenhausen) erforderlich. Diese teure Maßnahme ist notwendig, um im Stuttgarter Hauptbahnhof bessere Anschlüsse herzustellen.
Obwohl also das derzeit laufende Ausbauprogramm für den Bahnknoten Stuttgart ("Stuttgart 21") noch längst nicht fertiggestellt ist, wird es im dritten Gutacherentwurf zum Deutschlandtakt bereits als ergänzungsbedürftig dargestellt. 8 bis 10 Milliarden Euro für Stuttgart 21 sind also nicht ausreichend, um den Bahnknoten Stuttgart zukunftsfähig zu machen. Da müssen für den neuen Tunnel für das fünfte und sechste Gleis der Zufahrt Zuffenhausen noch einmal über eine Milliarde Euro in die Hand genommen werden. Dies ist ein beispielloses Versagen einer Bahnplanung*.
*Aus der 30seitigen Kurzfassung des Gutacherentwurfs geht nicht hervor, ob der Tunnel für die Gäubahn auf den Fildern ebenfalls erforderlich ist.
Das ist aber noch nicht Alles.
Trotz all dieser Milliarden für Stuttgart 21 und für die ergänzenden Maßnahmen wird der Bahnknoten Stuttgart nur ein Bahnknoten zweiter Klasse sein. Das ist - die Fußballfans mögen es verzeihen - eine noch wesentlich größere Niederlage für Stuttgart als der zeitweilige Abstieg des VfB in die Zweite Bundesliga.
Viele Bahnknoten in Deutschland werden im Rahmen des Deutschlandtakts zu vollwertigen Anschlussknoten werden. Der Hauptbahnhof in Stuttgart dagegen wird ein Bahnknoten, "in den nicht alle Linien eingebunden sind".
Die Bahnzukunft in Stuttgart wird also nicht rosig. Stuttgart wird beim Bahnverkehr im deutschlandweiten Vergleich weiter zurückfallen.
Es gibt allerdings noch einen Ausweg: Das ist der Bau eines ergänzenden Kopfbahnhofs beim Stuttgarter Hauptbahnhof. Dadurch könnten einerseits genügend Bahnsteiggleise bereitgehalten werden, um einen Vollknoten im Rahmen des integralen Taktfahrplans zu bekommen. Und es könnten dadurch andererseits genügend Zulaufgleise zum Stuttgarter Hauptbahnhof bereitgehalten werden. Denn man darf es nicht vergessen: Der integrale Taktfahrplan (Deutschlandtakt) benötigt viele Bahnsteiggleise und Zulaufgleise bei den einzelnen Bahnknoten ebenso wie gezielte Streckenausbauten, um die Kantenzeiten zwischen zwei benachbarten Knotenpunkten zu erreichen.
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