Dies ist nun schon der fünfte Post, der sich mit der Neubaustrecke Wendlingen - Ulm beschäftigt.
Es gibt ja viele Menschen, die zwar gegen Stuttgart 21 sind, die sich aber mit der Neubaustrecke Wendlingen - Ulm durchaus anfreunden könnten. Eine genauere Analyse der Neubaustrecke zeigt jedoch, dass dieses Projekt ebenso äußerst fragwürdig ist und ebenso viele Nachteile aufweist wie Stuttgart 21.
Alternativen zur Neubaustrecke Wendlingen - Ulm sind also das Gebot der Stunde. In den letzten vier Posts haben wir diese Alternativen schon ein wenig vorbereitet, indem einige Beispiele von anderen Neubaustrecken und deren Probleme vorgestellt worden sind. Nun kann es im heutigen Post noch nicht darum gehen, eine konkrete alternative Planung zum Ausbau des Bahnkorridors Stuttgart - Ulm zu entwerfen. Wir dürfen nichts überstürzen. Jetzt geht es erst einmal darum, das Lastenheft für den Ausbau des Bahnkorridors Stuttgart - Ulm zusammenzustellen. Und bei der Erstellung dieses Lastenhefts sind die Erkenntnisse aus den in den letzten vier Posts vorgestellten Projekten hilfreich.
Hier also in willkürlicher Reihenfolge die Anforderungen an den Ausbau des Bahnkorridors Stuttgart - Ulm:
Etappierbarkeit
Der Bahnkorridor Stuttgart-Ulm soll in Stufen ausgebaut werden. Jede Stufe soll für sich in Betrieb genommen werden können und einen eigenständigen Verkehrswert aufweisen.
Güterverkehr
Der Güterverkehr im Verlauf des Korridors Stuttgart - Ulm soll zukünftig stark zunehmen. Die Strecke Stuttgart-Ulm soll voll güterzugtauglich sein. Die Steigung der Strecke soll maximal 10 Promille betragen. Schubloks sollen nicht mehr erforderlich sein. Die Strecke soll die erforderlichen Kapazitäten aufweisen, um wesentlich mehr Güterzüge der DB und anderer Unternehmen aufnehmen zu können.
Personen-Fernverkehr
Der Personen-Fernverkehr soll attraktiver werden. Hierbei ist klar, dass die Attraktivität des Personen-Fernverkehrs nicht in erster Linie und ausschließlich von der Fahrzeit zwischen A und B abhängt, sondern auch noch von anderen Randbedingungen, wie Fahrtenhäufigkeit, Fahrpreis, Vernetzung und den Anschlüssen zu anderen Zügen in den Knotenbahnhöfen. Im Rahmen eines integralen Taktfahrplans wird ein Halbstundentakt der ICE sowie eine Systemfahrzeit zwischen Stuttgart und Ulm von etwas weniger als 45 Minuten angestrebt. Hierzu reicht eine Geschwindigkeit der ICE zwischen Stuttgart und Ulm von 160 bis 200 km/h aus. Bei der Systemfahrzeit im Fernverkehr von etwas weniger als 45 Minuten gibt es in Stuttgart einen Anschlussknoten zum Beispiel zur vollen und halben Stunde, in Ulm dagegen zur viertel und dreiviertel Stunde. Die Strecke soll leistungsfähig genug sein, um auch Fernverkehre anderer Anbieter aufnehmen zu können.
S-Bahn
Im Abschnitt zwischen Plochingen und Göppingen soll ein moderner und attraktiver S-Bahnbetrieb möglich sein. Die S-Bahn soll im Verlauf der vorhandenen Strecke verkehren. Die Bahnsteige an den Haltepunkten sollen die für die Barrierefreiheit erforderliche Höhe von 90 cm über Schienenoberkante aufweisen. Daraus folgt, dass die Güterzüge zukünftig nicht mehr im Verlauf der Bestandsstrecke zwischen Plochingen und Göppingen fahren dürfen. Eine Vorbeifahrt von Güterzügen und Fernzügen an den S-Bahnbahnsteigen soll auch aus anderen Gründen (Unfallgefahr durch Windsog, Lärm) zukünftig nicht mehr stattfinden.
Regionalverkehr
Der Regionalverkehr zwischen Stuttgart und Ulm soll in attraktivem Takt mit Weiterführung zum Bodensee und ins Allgäu auf der vorhandenen Gleistrasse fahren.
Entlastung der Bahnanrainer vom Lärm
Der Güterverkehr ist die hauptsächliche Lärmquelle beim Bahnverkehr. Der zukünftig wachsende Schienengüterverkehr soll zukünftig nicht mehr durch dicht besiedelte Ortschaften wie. z.B. Reichenbach oder Ebersbach fahren und diese Ort auch nicht mehr mit Lärm belasten.
So, das war jetzt ein grobes Lastenheft für den Ausbau des Bahnkorridors Stuttgart - Ulm. Eigentlich müsste jetzt schon klar sein, wie ein Ausbau dieses Korridors stattfinden kann. Im nächsten Post geht es dann um konkrete Ausbaumaßnahmen.
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