Gemäß einer Pressemitteilung vom 08. April 2022 unterstützt das Land BW eine vergleichende Machbarkeitsstudie für ein neues ÖPNV-Angebot aus dem Raum Nagold nach Herrenberg mit 80 Prozent der Kosten.
Im heutigen Post in diesem Blog wird die These vertreten, dass ein neues ÖPNV-Angebot aus dem Raum Nagold nach Herrenberg zwingend eine Kapazitätsausweitung beim ÖPNV zwischen Herrenberg und Stuttgart nach sich zieht.
Zunächst aber noch mal kurz zur Machbarkeitsstudie. Es ist absolut zu begrüßen, dass das Land BW jetzt bei der Untersuchung für ein neues ÖPNV-Angebot zwischen Nagold und Herrenberg die Federführung übernimmt. Das hätte schon viel früher erfolgen müssen. Denn das Land - und niemand anderes - ist für den Regionalverkehr zuständig und im speziellen Fall für den Reginalverkehr von außerhalb der Region Stuttgart hinein in die Region Stuttgart.
Die folgenden Varianten für eine neue ÖPNV-Anbindung von Nagold nach Herrenberg werden untersucht:
1. Metropolexpress (MEX) Stuttgart-Eutingen-Nagold
2. direkte Neubaustrecke Herrenberg-Nagold als S-Bahn
3. direkte Neubaustrecke Herrenberg-Nagold als Stadtbahn
4. direkte Neubaustrecke Herrenberg-Nagold als Transportsystem Bögl (das ist ein Magnetschienensystem für den Nahverkehr)
5. optimierte Expressbusanbindung Nagold – Jettingen – Herrenberg
Kommen wir gleich mal zu Variante 2. Hier käme nur die Verlängerung der S 1 von Herrenberg nach Nagold in Frage. Eine zusätzliche S-Bahnlinie käme wohl nicht in Frage. Denn die Strecke Stuttgart - Herrenberg ist ausgelastet, wenn man bereits die Metropolexpressverkehre berücksichtigt. Nun würde aber durch eine S-Bahnverlängerung von Herrenberg nach Nagold zusätzlicher Verkehr generiert. Hoffen wir, dass dies in der Mehrzahl Umsteiger vom Auto sind. Nicht wenige dieser neuen Bahnkunden werden dann von Herrenberg mit der S-Bahn weiter Richtung Stuttgart fahren.
Die S 1 zwischen Herrenberg und Stuttgart ist aber teilweise stark belastet, ausgelastet oder sogar überlastet. Für zusätzliche Fahrgäste aus Richtung Nagold wäre somit in der S 1 zwischen Herrenberg und Stuttgart gar kein Platz.
Nun könnte man einwenden, dass dann eben die Fahrgäste von Nagold in Herrenberg in den neuen Metropolexpress umsteigen sollen und weiter Richtung Stuttgart fahren sollen. Da gibt es jedoch fahrplantechnische Probleme. Denn die S 1 fährt in Herrenberg grundsätzlich hinter dem schnelleren Metropolexpress in Richtung Stuttgart ab. Anders geht es nicht. Fahrgäste, die mit der S-Bahn aus Richtung Nagold in Herrenberg ankommen, haben also systembedingt in Herrenberg gar keinen Anschluss an den Metropolexpress in Richtung Stuttgart.
Damit dürfte klar sein: Eine Verlängerung der S 1 von Herrenberg nach Nagold ist wenig praktikabel.
Wie sieht es jetzt mit den anderen Varianten 1, 3, 4 und 5 aus? Alle diese Varianten sind im Prinzip praktikabel. Denn alle diese Varianten basieren auf dem neuen halbstündlich verkehrenden Metropolexpress nach/von Stuttgart.
Variante 1 hat den Nachteil, dass sie ein wenig umwegig ist. Ansonsten aber gibt es bei Variante 1 sehr wohl die Kapazitätsausweitung von Herrenberg nach Stuttgart.
Variante 3 mit der Stadtbahn bietet ebenfalls die Kapazitätsausweitung Herrenberg - Stuttgart. Die von Nagold kommenden Fahrgäste können in Herrenberg dann von der Stadtbahn in den Metropolexpress umsteigen. Die Fahrtenlage der Stadtbahn sollte so sein, dass in Herrenberg ein 5 Minuten-Übergang zum Metropolexpress besteht.
Identisch verhält es sich mit den Varianten 4 und 5, wobei bei Variante 5 darauf zu achten wäre, dass der Expressbus unterwegs nicht im Stau steht. Eine eigentliche Bewertung des Systems der fünf Varianten führen wir hier und heute nicht durch. Das soll ja die Machbarkeitsstudie bringen.
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