Das Land Baden-Württemberg strebt einen Ergänzungsbahnhof beim Stuttgart 21-Tiefbahnhof an. Das steht sogar im Koalitionsvertrag der aktuellen Legislatur.
Demgegenüber erwies sich die Landeshauptstadt Stuttgart bisher als entschiedene Gegnerin eines Ergänzungsbahnhofs. Man fürchtet, dass der angestrebte Bau von Wohnungen im Rosensteinviertel durch den Ergänzungsbahnhof behindert wird.
Äußerungen von OB Nopper zum Thema "Perspektiven des Wohnungsbaus" (Pressemitteilung der Landeshauptstadt Stuttgart vom 23.02.2022) lassen nun aber aufhorchen. Beim zweiten Blick scheint es so zu sein, dass die Landeshauptstadt Stuttgart sich ganz langsam und mit vielen kleinen Schritten doch mit einem Ergänzungsbahnhof abfinden wird.
Sehen wir uns die genannte Pressemitteilung mal etwas genauer an:
Bis zum Jahr 2031 sollen in Stuttgart durch Innenentwicklung und Nachverdichtung bis zu 12.740 neue Wohnungen enstehen. Das Wort Stuttgart 21 wird in der Pressemitteilung nicht genannt. Es wird jedoch das Projekt "Stuttgart Rosenstein" genannt. Dieses Projekt kann erst im Jahr 2031 begonnen werden.
Kommentar dazu:
Das Projekt Stuttgart 21 alias Stuttgart Rosenstein spielt bis 2031 also in Sachen Wohnungsbau keine Rolle. Es gab ja auch schon Statements, dass dieses Projekt erst ab 2035 in Bau gehen kann. Und ein Baubeginn bei Stuttgart Rosenstein im Jahr 2031 bedeutet ja in keinster Weise, dass dann sofort mit dem Wohnungsbau begonnen wird. Da könnten erst mal viele andere Baumodule erforderlich sein, wie z.B. Rückbau, Altlastenentsorgung, Infrastruktur, Straßen usw. Halten wir also fest, dass Stuttgart 21 alias Stuttgart Rosenstein in Sachen des aktuellen Wohnungsmangels in der Landeshauptstadt Stuttgart überhaupt keine Rolle spielt.
Weiter mit der Pressemitteilung
Jetzt wirds spannend. OB Nopper stellt fest, dass mit dem Projekt Rosenstein erst im Jahr 2031 begonnen werden kann - "wenn der Ergänzungsbahnhof käme, sogar noch später".
Kommentar dazu
Da haben wirs. Stuttgart 21 wird in der Pressemitteilung nicht genannt. Wohl aber der Ergänzungsbahnhof. Wäre der Ergänzungsbahnhof kein Thema mehr, würde ihn OB Nopper mit keinem Wort erwähnen. Nopper erwähnt den Ergänzungsbahnhof aber. Das zeigt, dass der Ergänzungsbahnhof auch für die Landeshauptstadt Stuttgart ein Thema ist, ja, dass sich die Landeshauptstadt Stuttgart in ganz kleinen Schritten möglicherweise mit dem Ergänzungsbahnhof abfinden wird, ja, diesen Bahnhof vielleicht sogar anerkennen wird.
Kommen wir noch einmal zur Zeitskala. Baubeginn beim Projekt Rosenstein wäre nach OB Nopper im Jahr 2031. Kommt der Ergänzungsbahnhof, wäre der Baubeginn beim Projekt Rosenstein noch später.
Das aber ist kein Argument gegen den Ergänzungsbahnhof. Das Jahr 2031 ist ja alles andere als sicher. Noch wichtiger aber ist, dass auch bei einem Bau des Ergänzungsbahnhofs auf bestimmten Flächen bereits mit dem Wohnungsbau begonnen werden kann. Und Städtebaubürgermeister Pätzold hat ja mal gesagt, dass im Rosensteinviertel der Bau von Gebäuden Zug um Zug erfolgen wird. Es wird also nicht alles gleichzeitig gebaut. Bauende ist möglicherweise nicht vor 2050.
Fazit
Die Landeshauptstadt Stuttgart ist gut beraten, wenn sie sich langsam mit dem Ergänzungsbahnhof anfreudet. Argumente gegen den Ergänzungsbahnhof sind nicht stichhaltig.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.