Der Stuttgarter Flughafen ist gemäß dem Finanzierungsvertrag zu Stuttgart 21 mit 339 Millionen Euro am Projekt Stuttgart 21 beteiligt. Angesichts schwierigen Lage, in der sich wegen der Corona-Pandemie sowohl der Stuttgarter Flughafen als auch die Bahn befinden, muss der Stuttgarter Flughafen nun die Gelder für Stuttgart 21, die allesamt bereits bezahlt wurden, zurückfordern.
Zur Zeit findet am Stuttgarter Flughafen wegen der sanierungsbedingten Sperrung der einzigen Start- und Landebahn überhaupt kein Flugbetrieb statt. Der erste Tag mit Flugbetrieb wird der 23. April 2020 sein. Ein Blick auf die geplanten Abflüge an diesem Tag zeigt die ganze Misere:
Am Donnerstag, den 23. April 2020 wird es fünf Abflüge geben. Ein Flug geht nach Amsterdam. Zwei Flüge gehen nach Berlin. Zwei Flüge gehen nach Hamburg.
Am Freitag, den 24. April 2020 wird es zwei Abflüge geben, einer nach Hamburg und einer nach Berlin.
Am Samstag, den 25. April 2020 wird es einen Abflug geben: nach Amsterdam.
Am Sonntag, den 26. April 2020 wird es zwei Abflüge geben, einer nach Hamburg und einer nach Berlin.
Desaströse Zahlen bei den Flugbewegungen
Desaströse Zahlen also, die Lichtjahre von einem Normalbetrieb entfernt sind. Die Flüge nach Amsterdam sind wohl nur deshalb möglich, weil die Niederlande eines von nur zwei Ländern sind, für die es von Deutschland aus keine Reisesperre gibt.
Eine Rückkehr zum Normalzustand wird wohl beim Stuttgarter Flughafen wie auch bei der Luftfahrt weltweit jahrlang auf sich warten lassen. Einige Experten sagen für den Luftverkehr sogar eine sogenannte "L-Entwicklung" voraus, eine Entwicklung also, bei der ein massiver Rückgang des Luftverkehrs in absehbarer Zeit nicht mehr aufgeholt werden kann.
Der Stuttgarter Flughafen braucht somit dringend Geld. Eine Geldquelle sind die 107,8 Mio Euro + 112,242 Mio Euro + 119,4 Mio Euro = 339,442 Mio Euro, die der Flughafen für das Projekt Stuttgart 21 aufwenden muss. Diese Mittel hat der Flughafen bereits bezahlt.
Angesichts der wirtschaftlichen Krise, mit der der Flughafen sich konfrontiert sieht, kommen jetzt diese 339,442 Mio Euro wieder ins Blickfeld. Mit den Stuttgart 21-Baumaßnahmen am Flughafen wurde noch nicht begonnen. Die Vertragspartner von Stuttgart 21 können sich also immer noch darauf einigen, dass der Flughafenteil von Stuttgart 21 nicht gebaut wird.
Eine win-win-Situation für Flughafen und Bahn
Das ist für die beiden nun mit massiven finanziellen Problemen konfrontierten Institutionen Flughafen und Bahn eine win-win-Situation. Der Flughafen erhält seine 339,442 Mio Euro zurück. Und für die Bahn, die ja Bauherr und Hauptfinanzier von Stuttgart 21 ist, wird das Projekt Stuttgart 21 merklich preiswerter.
Ganz konkret wird dann am Stuttgarter Flughafen zunächst mal überhaupt kein Bahnhof gebaut. Erst zu einem viel späteren Zeitpunkt wird ein oberirdischer Flughafenbahnhof direkt an der Strecke Stuttgart - Wendlingen gebaut. Die Führung der Gäubahn über den Flughafen sowie ein Flughafenbahnhof für die Gäubahn werden dauerhaft storniert. Die Gäubahn fährt über den neuen Regionalbahnhof Stuttgart-Vaihingen und über die Panoramastrecke zu einem ergänzenden Kopfbahnhof beim Stuttgarter Hauptbahnhof.
Noch ist ein paar wertvolle Monate Zeit, diese Lösung herbeizuführen. Alle Partner von Stuttgart 21 - insbesondere aber das Land Baden-Württemberg - sind aufgefordert, jetzt diesen Weg zu beschreiten.
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