Freitag, 31. Mai 2024

Die Stadtbahnhaltestelle Stöckach - eine deutliches Beispiel für die Notwendigkeit einer dritten Stammstrecke für die Stuttgarter Stadtbahn

Die aktuellen Verhältnisse bei der Stuttgarter Stadtbahnhaltestelle Stöckach sind ein weiteres Beispiel für die Notwendigkeit einer dritten Stammstrecke für die Stuttgarter Stadtbahn

Wir haben hier in diesem Blog die dritte Stammstrecke für die Stuttgarter Stadtbahn schon mehrfach thematisiert. Und das ganz einfach deshalb, weil verschiedene Zusammenhänge zwischen Stuttgart 21 und einer dritten Stammstrecke für die Stuttgarter Stadtbahn bestehen. Nicht zuletzt besteht ein Zusammenhang darin, dass es besser gewesen wäre, der Stuttgarter Gemeinderat und die Exekutive hätten sich in den vergangenen 30 Jahren um die dritte Stammstrecke der Stuttgarter Stadtbahn als um Stuttgart 21 gekümmert.

So ging es im letzten Post hier in diesem Blog um die direkte Erschließung eines ergänzenden Kopfbahnhofs beim Stuttgarter Hauptbahnhof durch eine dritte Stammstrecke für die Stuttgarter Stadtbahn. In anderen Posts in diesem Blog ging es darum, dass Stuttgart mit nur zwei Stammstrecken für die Stadtbahn allein auf weiter Flur ist und ein rekordschlechtes Streckenzweig-Stammstrecken-Verhältnis aufweist.

Heute also die Stadtbahnhaltestelle Stöckach
Man kann es auch positiv sehen, wie dies vor einigen Monaten in einem Zeitungskommentar geschehen ist. Dort hieß es, dass der Stöckach einer der wenigen Orte in Stuttgart ist, wo die Stadt wirklich großstadtmäßig rüberkommt. Na ja. Ich bin der Auffassung, dass Stuttgart sehr wohl mehr Urbanität und Großstadtambiente braucht. Aber auf übervolle Hochbahnsteige wie bei der Stadtbahnhaltestelle Stöckach könnte man eigentlich gerne verzichten. Der Vollständigkeit halber sei aber angemerkt, dass bei der Stadtbahnhaltestelle Stöckach selbstverständlich alles nach Recht und Ordnung zugeht. Aber gut ist es deshalb noch lange nicht.
 
Warum ist der stadtauswärtige Bahnsteig bei der Stadtbahnhaltestelle Stöckach wesentlich voller als der stadteinwärtige Bahnsteig?
Die Stadtbahnhaltestelle Stöckach ist ein wichtiger Umsteigepunkt im Stuttgarter Stadtbahnnetz. Dort wird von Stuttgart-Ost nach Stuttgart-Bad Cannstatt und umgekehrt von Stuttgart-Bad Cannstatt nach Stuttgart-Ost umgestiegen.
 
Konkret kommen die Fahrgäste von Stuttgart-Ost am stadteinwärtigen Bahnsteig der Haltestelle Stöckach an und fahren vom stadtauswärtigen Bahnsteig der Haltestelle Stöckach weiter in Richtung Bad Cannstatt. Umgekehrt kommen die Fahrgäste von Bad Cannstatt ebenfalls am stadteinwärtigen Bahnsteig der Haltestelle Stöckach an und fahren ebenfalls vom stadtauswärtigen Bahnsteig weiter in Richtung Ostendplatz. Daraus folgt, dass der stadtauswärtige Bahnsteig der Haltestelle Stöckach wesentlich stärker belegt ist als der stadteinwärtige Bahnsteig. Auf dem stadtauswärtigen Bahnsteig warten die Fahrgäste auf ihre Anschlusszüge. Paradoxerweise ist der stadteinwärtige Bahnsteig stellenweise auch noch breiter als der stadtauswärtige Bahnsteig.
 
Die Bahnsteigfläche bei der Stadtbahnhaltestelle Stöckach sollte mehr als verdoppelt und vielleicht sogar vervierfacht werden. Dafür ist es erforderlich, dass die erste Stammstrecke der Stuttgarter Stadtbahn (heutige U1, U2, U11 und U14) eine U-Haltestelle beim Stöckach bekommt.
 
Am Gleisüberweg fährt jede Minute ein Stadtbahnzug
Neben der kleinen Fläche auf den beiden Hochbahnsteigen gibt es auch das Problem des Gleisüberwegs, der an die Haltestelle anschließt. Alle umsteigenden Fahrgäste müssen im Verlauf dieses Gleisüberwegs von einem Hochbahnsteig zum anderen gehen. Der Gleisüberweg wird im Schnitt jede Minute von einem Stadtbahnzug befahren. Die Verhältnisse dort sind einer Großstadt nicht würdig.
 
Wie kann das Überqueren der Gleise beim Umsteigen vermieden werden? Eine Variante ist, dass man eine U-Haltestelle mit ausreichend breitem Mittelbahnsteig für die heutige U1, U2, U11 und U14 baut. An der Oberfläche unmittelbar über dieser U-Haltestelle gibt es dann eine Haltestelle mit Mittelbahnsteig für die dritte Stammstrecke. Die Mittelbahnsteige müssen ausreichend breit sein, um die Treppen, Fahrtreppen und Aufzüge aufnehmen zu können.
 
Die dritte Stammstrecke der Stuttgarter Stadtbahn sollte als Niederflurstadtbahn betrieben werden
Es gibt viele Gründe dafür, dass die dritte Stammstrecke der Stuttgarter Stadtbahn als Niederflur-Stadtbahn und nicht als Hochflur-Stadtbahn fährt. Die für die dritte Stammstrecke der Stadtbahn in Frage kommenden Streckenäste (z. B. Hedelfingen - Stöckach, Untertürkheim - Stöckach, Wolframstraße, Arnulf-Klett-Platz - Hölderlinplatz und Arnulf-Klett-Platz - Gebhard-Müller-Platz - Charlottenplatz - Fernsehturm) erfordern aus städtebaulichen Gründen (Kurvenradien, Einbindung der Bahnsteige in den Straßenraum) eine Niederflur-Stadtbahn.
 
Und ja: Der Betrieb zweier unterschiedlicher Systeme ist kein Nachteil, sondern ein Segen für die Stadt. Viele andere Großstädte weltweit betreiben mehr als ein Schienensystem und sind daran noch nicht zugrundegegangen. Städte, die mehr als ein Schienensystem haben, können passgenau auf die Anforderungen und Randbedingungen vor Ort reagieren. Es gibt große U-Bahn-Städte, bei denen sogar jede einzelne Linie eigenständige Fahrzeuge aufweist.      


Freitag, 24. Mai 2024

Die Umsteigefrage zwischen den vier Teilen des Stuttgarter Hauptbahnhofs

Nach dem heutigen Planungsstand soll der Kopfbahnhof des Stuttgarter Hauptbahnhofs ("Stuttgart Hauptbahnhof (oben)") über den Zeitpunkt Ende 2025 hinaus gar nicht oder nur eine begrenzte Zeit in Betrieb bleiben. Hier ist das letzte Wort aber noch nicht gesprochen.

Im heutigen Post in diesem Blog gehen wir mal davon aus, dass der Kopfbahnhof bzw. wenigstens Teile des heutigen Kopfbahnhofs dauerhaft in Betrieb bleiben und aus unterschiedlichen Gründen auch in Betrieb bleiben müssen. Dann stellt sich die Umsteigefrage.

Der Stuttgarter Hauptbahnhof bestünde dann einschließlich der Stadtbahnhaltestelle aus vier Teilen. Von jedem Teil muss in jedes Teil umgestiegen werden können - und das möglichst rasch, mit möglichst kurzen Wegen und bequem. Es gibt dann sechs Umsteigevorgänge von Bahnhofsteil zu Bahnhofsteil.

Allgemein gilt festzuhalten, dass das Umsteigen im Stuttgarter Hauptbahnhof auch beim Bestehen von vier Bahnhofsteilen schneller und kürzer vonstattengehen wird als das Umsteigen in einigen U-Bahn- oder S-Bahnnetzen in verschiedenen Weltmetropolen. Das aber kann nicht als Ausrede herangezogen werden.

Dies sind die Umsteigerelationen:

1. S21-Durchgangsbahnhof - S-Bahnhaltepunkt
2. S21-Durchgangsbahnhof - Kopfbahnhof
3. S21-Durchgangsbahnhof - Stadtbahnhaltestelle
4. Kopfbahnhof - S-Bahnhaltepunkt
5. Kopfbahnhof - Stadtbahnhaltestelle
6. S-Bahnhaltepunkt - Stadtbahnhaltestelle
 
Die Umsteigerelationen 1. und 3. sind weitgehend problemlos, allerdings nur dann, wenn man in einem 400 Meter langen Fernzug am richtigen Ende sitzt.
 
Die Umsteigerelation 6. ist gegenüber heute unverändert.
 
Die Umsteigerelation 2. ist neu. Die Prellböcke des Kopfbahnhofs sind nur wenige Meter von den Fußgängerbrücken des Stuttgart 21-Durchgangsbahnhofs entfernt. Die Umsteigerelation 2. sollte von daher keine größeren Probleme bereiten.
 
Die Umsteigerelation 4. dürfte in etwa so werden wie das vor den Stuttgart 21-Bauarbeiten war. Damals gab es ja eine Fußgängerunterführung beim Kopfbahnhof. Von dort und vom Querbahnsteig kam man hinab zur S-Bahn.
 
Jetzt kommen wir aber noch zum Problemkind bei den Umsteigerelationen. Das ist die Nummer 5. (Kopfbahnhof - Stadtbahnhaltestelle). So schlimm wie heute mit den umwegigen "Fernwanderwegen" wird es Gott sei Dank nicht. Aber dies ist die Umsteigerelation mit den weitesten Wegen. Bei den Prellböcken des Kopfbahnhofs steigt man hinab zur Fußgängerebene des S21-Durchgangsbahnhofs. Diese Fußgängerebene führt dann über den S21-Durchgangsbahnhofs hinweg und durch den Rest-Bonatzbau hindurch. Dann erreicht man die Klettpassage, von der es hinab geht zur Stadtbahnhaltestelle.
 
Hätte man von Anfang an auf die Kombilösung beim Stuttgarter Hauptbahnhof gesetzt, wäre der Kopfbahnhof näher am Rest-Bonatzbau gewesen und die Umsteigewege wären kürzer gewesen.
 
Langfristig könnte eine dritte Stammstrecke der Stuttgarter Stadtbahn (Niederflur-Straßenbahn) helfen
Wir haben hier in diesem Blog ja vielfach die fehlende dritte Stammstrecke der Stuttgarter Stadtbahn thematisiert. Stuttgart ist die einzige vergleichbare Großstadt in Deutschland, die bei ihrem städtischen Schienenverkehrssystem nur zwei Stammstrecken hat.
 
Langfristig könnte eine dritte Stammstrecke für die Stuttgarter Stadtbahn, die als Niederflurstadtbahn betrieben wird, auch den Kopfbahnhof des Stuttgarter Hauptbahnhofs direkt anbinden.
 
Das wären zwei beispielhafte Linien der dritten Stammstrecke der Stuttgarter Stadtbahn:
Linie A
Hedelfingen - Wangen - Raitelsberg - Stöckach (oben) - Wolframstraße - Kopfbahnhof - Arnulf-Klett-Platz - Hegelplatz - Hölderlinplatz
 
Linie B
Untertürkheim - Wangen - Ostendplatz - Stöckach (oben) - Wolframstraße - Kopfbahnhof - Arnulf-Klett-Platz - Schillerstraße - Konrad-Adenauer-Straße - Charlottenplatz (oben) - Olgaeck - Eugensplatz - Fernsehturm.
 
Man beachte, dass die dritte Stammstrecke der Stuttgarter Stadtbahn beim Stöckach oberirdisch verkehren würde, während die bestehende erste Stammstrecke (heutige Linien U1, U2, U11 und U14) dort eine U-Haltestelle bekäme. Das ist für die Entkopplung von erster und dritter Stammstrecke erforderlich. Die Niederflurstadtbahn im Zuge einer dritten Stammstrecke der Stuttgarter Stadtbahn wäre eine Bereicherung für Stuttgart und steigerte dessen Attraktivität und Urbanität. Vielleicht gibt es dann wie schon lange in Zürich auch in Stuttgart Postkarten, die die Niederflur-Stadtbahn abbilden.     
  

 

Freitag, 17. Mai 2024

Stuttgart 21 bringt keine durchgehende Schnellfahrstrecke Mannheim - Stuttgart - Ulm

Stuttgart 21 bringt keine durchgehende Schnellfahrstrecke Mannheim - Stuttgart - Ulm.

Hier irren sich die Politiker Martin Rivoir und Martin Gerster (beide SPD, Raum Ulm). Sie haben vor kurzem gefordert, die Strecke Wendlingen - Stuttgart Hauptbahnhof - Zuffenhausen vorab als Teil von Stuttgart 21 Ende 2025 in Betrieb zu nehmen. Damit wäre - so die beiden Politiker - eine schnelle Zugverbindung quer durch Baden-Württemberg fertiggestellt. 

Der Wunsch nach einer durchgehenden Schnellfahrstrecke Mannheim - Stuttgart - Ulm ist absolut legitim - auch und vor allem aus Ulmer Sicht. Jedoch wäre dieser Wunsch im Rahmen eines Kombibahnhofs beim Stuttgarter Hauptbahnhof besser erfüllt worden. Der Kombibahnhof hätte den bestehenden Kopfbahnhof erhalten und eine zusätzliche Durchmesserlinie von der bestehenden Schnellfahrstrecke Mannheim - Stuttgart bis zur Schnellfahrstrecke Stuttgart - Ulm beinhaltet.

Im Gegensatz dazu lässt Stuttgart 21 eine Lücke bei der gewünschten Schnellfahrstrecke Mannheim - Stuttgart - Ulm. Diese Lücke besteht sowohl in Sachen Leistungsfähigkeit als auch in Sachen Geschwindigkeit.

Die mangelnde Leistungsfähigkeit
Heute weist der Nordzulauf zum Stuttgarter Hauptbahnhof nur zwei Gleise für den Fern- und Regionalverkehr auf. Das wird sich bei Stuttgart 21 nicht ändern.
 
Bereits heute ist der Nordzulauf zum Stuttgarter Hauptbahnhof ausgelastet bzw. überlastet. Mehr als die heute in Spitzenzeiten gefahrenen 12 bis 13 Züge pro Stunde und Richtung sind nicht drin. 40 Prozent der Verkehrsnachfrage im Regional- und Fernverkehr beim Stuttgarter Hauptbahnhof geht über den Nordzulauf. Daraus folgt unmittelbar, dass der Nordzulauf zum Stuttgarter Hauptbahnhof nicht zwei, sondern vier Gleise für den Fern- und Regionalverkehr aufweisen muss. Diesbezüglich ist aber bei Stuttgart 21 Fehlanzeige.
 
Eine Kombilösung beim Stuttgarter Hauptbahnhof hätte jedoch die vier Gleise im Nordzulauf gebracht. Jetzt bleibt nichts anderes übrig als auf den über 10 Kilometer langen Nordzulauftunnnel zu warten. Erst mit dem Nordzulauftunnel werden die Zufahrten von der Schnellfahrstrecke und von Ludwigsburg auf getrennten Gleisen zum Stuttgarter Hauptbahnhof geführt. Der Nordzulauftunnel kann aber noch einige Jahrzehnte bis zur Fertigstellung brauchen. Und selbst nach Fertigstellung des Nordzulaufs bleibt der Engpass im nur achtgleisigen Stuttgart 21-Hauptbahnhof.
 
Die Defizite bei der Geschwindigkeit
Zwischen dem Tunnel Langes Feld an der Schnellfahrstrecke Mannheim - Stuttgart und dem Stuttgarter Hauptbahnhof reiht sich eine Kurve an die andere. Daran ändert sich auch mit Stuttgart 21 nichts Wesentliches. Eine durchgehende Schnellfahrstrecke zwischen Mannheim und Stuttgart bringt erst der Nordzulauftunnel. Hätte man sich an Stelle von Stuttgart 21 für die Kombilösung beim Stuttgarter Hauptbahnhof mit Durchmesserlinie entschieden, wäre die Schnellfahrstrecke Mannheim - Stuttgart - Ulm wahrscheinlich heute bereits vollendet.
 
Werbung für Schnellfahrstrecke Ulm - Stuttgart - Mannheim ist legitim, eine Ulmer Einmischung in Stuttgarter Angelegenheiten ist hingegen problematisch
Das sollten die Herren Rivoir und Gerster beherzigen. Eine durchgehende Schnellfahrstrecke Mannheim - Stuttgart - Ulm ist richtig und wichtig. Wer für eine solche Schnellfahrstrecke ist, hätte jedoch von Anfang an für die Kombilösung beim Stuttgarter Hauptbahnhof trommeln müssen und nicht für Stuttgart 21, wie es die Herren Rivoir und Gerster immer taten und noch tun.
 
Gerade aus Ulmer Sicht ist es wichtig, dass eine durchgehende Schnellfahrstrecke Ulm - Stuttgart - Mannheim - Frankfurt zur Verfügung steht. Aus Ulmer Sicht gar nicht wichtig ist jedoch Stuttgart 21 als Ganzes und die damit in Verbindung stehenden Immobilienthemen. Auch beeinträchtigt Stuttgart 21 die angestrebte Schnellfahrstrecke, weil zwischen dem Stuttgarter Hauptbahnhof und nördlich Zuffenhausen die ICE ihre Gleise mit dem Regionalverkehr teilen müssen. 
 
Wer aus Ulmer Sicht für Stuttgart 21 als Ganzes trommelt, schadet der durchgehenden Schnellfahrstrecke Ulm - Stuttgart - Mannheim und mischt sich zudem in Stuttgarter Angelegenheiten ein.             

Freitag, 10. Mai 2024

Der Bahnhof "Stuttgart Hauptbahnhof (oben)"

Seit kurzer Zeit bezeichnet die Bahn den Stuttgarter Kopfbahnhof mit dem Namen "Stuttgart Hbf (oben)". Die entsprechenden Namensschilder im Kopfbahnhof wurden ausgetauscht. 

Es ist richtig, große Bahnhöfe namensmäßig zu unterteilen. Der Stuttgarter Hauptbahnhof ist ohne Zweifel ein großer Bahnhof mit mehreren Bahnhofsteilen. 

So wie es sich heute abzeichnet, wird der Stuttgarter Hauptbahnhof in einigen Jahren aus drei Teilen bestehen. Das sind der Kopfbahnhof, der Stuttgart 21-Durchgangsbahnhof und der S-Bahnhaltepunkt.

Als möglicherweise ersten Schritt in diese Richtung hat die Bahn vor wenigen Wochen die Namensschilder im Kopfbahnhof ausgetauscht. Bisher wurde auf den Namensschildern "Stuttgart Hbf" angezeigt. Nun wird "Stuttgart Hbf (oben)" angezeigt.

Das aber kann nur ein erster Schritt zu einer guten, eindeutigen Fahrgastinformation sein. Sehen wir uns diesbezüglich die drei Stuttgarter Bahnhofsteile mal an.

Kopfbahnhof
Der Kopfbahnhof ist vor Ort eindeutig beschildert mit "Stuttgart Hbf (oben)". In der Fahrplanauskunft der Bahn steht jedoch nur "Stuttgart Hbf". Hier ist dringend eine Angleichung erforderlich. Jedoch gibt es an anderen Stellen (z.B. beim Regionalen Mobilitätspunkt in Gingen (Fils)) die Angabe "Stuttgart Hauptbahnhof (oben)". Das habe ich selbst zufällig gesehen. Vielleicht gibt es auch noch andere diesbezügliche Stellen.
 
S-Bahnhaltepunkt
In der Fahrplanauskunft der Bahn wird "Stuttgart Hbf (tief)" angezeigt. Das ist soweit korrekt. Vor Ort in der S-Bahnstation zeigen die Schilder jedoch nur "Stuttgart Hauptbahnhof". Hier ist ebenfalls dringend eine Angleichung erforderlich.
 
Stuttgart 21-Durchgangsbahnhof
Bei diesem zukünftigen Bahnhofsteil ist mir zur Zeit nichts bekannt, was die Benennung betrifft. Wie auch immer dieser Bahnhofsteil dereinst benannt wird, muss die Bennung vor Ort und in der Fahrplanauskunft identisch sein. Es darf auch nicht zu Verwechslungen mit anderen Bahnhofsteilen kommen.
 
Aber wie kann man den zukünftigen Stuttgart 21-Durchgangsbahnhof benennen? Vielleicht "Stuttgart Hbf dazwischen"? Oder "Stuttgart Hbf mäßig tief"? Vielleicht schreibt die Bahn auch noch einen Namenswettbewerb aus.
 
Die Gleisnummern
Auch bei den Gleisnummer sollte eine Einheitlichkeit hergestellt werden. Demnach behalten die Gleise von "Stuttgart Hbf (oben)" ihre heutigen Nummern 1 bis 16. Die Gleise von "Stuttgart Hbf (tief)" behalten ebenfalls ihre heutigen Nummern 101 bis 102. Die Gleise des Stuttgart 21-Bahnhofs erhielten dann die Nummern 21 bis 28.
 
Auch die Stadtbahnhaltestelle Hauptbahnhof sollte einbezogen werden
Optional sollte auch die viergleisige Stadtbahnhaltestelle "Hauptbahnhof" in das Schema einbezogen werden. Diese Haltestelle erhielte dann den Namen "Stuttgart Hauptbahnhof (Stadtbahn)". Ihre Gleise erhielten die Nummern 31 bis 34 (Heute sind es die Nummern 1 bis 4, was zu Verwechslungen Anlass gibt.).  
   

Neue Schiilder im Stuttgarter Kopfbahnhof
 

Beim Regionalen Mobilitätspunkt in Gingen an der Fils wird als Ziel für die Metropolexpresszüge (MEX) "Stuttgart Hauptbahnhof (oben)" angezeigt.

Freitag, 3. Mai 2024

Ausbau der Kölner S-Bahn zeigt: Kleinere Taktfolgen sind nur mit zusätzlichem Bahnsteig möglich

Der Verband Region Stuttgart scheint die einzige Institution in Deutschland zu sein, die mit Hilfe signaltechnischer Mittel noch mehr Züge auf eine bereits überlastete S-Bahn-Stammstrecke bringen will.

An anderen Orten in Deutschland wird da ganz anders gedacht. Das gilt auch für die S-Bahn in Köln, wie aus der DB-Information zum Ausbau des Bahnknotens Köln hervorgeht.

Sehen wir uns das heute mal genauer an.

Die Strecke der Kölner S-Bahn zwischen dem Bahnhof Köln Hauptbahnhof und dem Bahnhof Messe/Deutz über die Hohenzollernbrücke ist überlastet. Immer wieder stauen sich S-Bahnzüge auf der Hohenzollernbrücke und in deren Umfeld. Die insgesamt sechsgleisige Hohenzollernbrücke weist zwei Gleise für die S-Bahn auf.

Es scheint aber Klarheit darüber zu herrschen, dass nicht die Hohenzollernbrücke selbst das Hindernis für die S-Bahn ist (Gutachten aus dem Jahr 2012). Die maßgebenden Engpässe für die Kölner S-Bahn sind die S-Bahnhöfe Köln Hauptbahnhof  und Messe/Deutz. Der Grund dafür ist klar. Die Fahrgastwechselzeiten bei diesen beiden Bahnhöfen sind relativ groß. Die S-Bahnzüge bleiben zum Teil längere Zeit in diesen Bahnhöfen stehen. 

Die Engpässe bei der Kölner S-Bahn sollen durch zusätzliche Mittelbahnsteige beseitigt werden
Heute gibt es bei den Bahnhöfen Köln Hauptbahnhof  und Messe/Deutz jeweils einen Mittelbahnsteig zwischen den beiden Richtungsgleisen der S-Bahn. Bei beiden Bahnhöfen soll ein zusätzlicher Mititelbahnsteig gebaut werden. In jede Rich­tung kann die S-Bahn dann an zwei Bahn­steig­kan­ten im Wech­sel hal­ten, wo­durch die nächs­te S‑Bahn schnel­ler fol­gen kann. Direkt damit verbunden ist eine Steigerung der Leistungsfähigkeit der S-Bahn-Stammstrecke.
 
Zürich und Frankfurt am Main haben den zweiten Mittelbahnsteig bereits
Das was in Köln bald in den Bau geht, gibt es in Zürich und Frankurt am Main bereits. In Frankfurt am Main verfügt der S-Bahnhof Hauptbahnhof bereits über zwei Mittelbahnsteige. Das ermöglicht für die Frankfurter Stammstrecke eine Steigerung der Leistungsfähigkeit. In Zürich verfügt der S-Bahnhof Hauptbahnhof der ersten S-Bahn-Stammstrecke bereits über zwei Mittelbahnsteige. Das führt zu einer höheren Leistungsfähigkeit für die erste Stammstrecke. Hierzu wäre allerdings noch zu ergänzen dass es im benachbarten S-Bahnhof Stadelhofen Engpässe gibt, die im Rahmen des Investitionsprogramms 2035 beseitigt werden sollen.
 
Welche Mittel setzen einzelne S-Bahnnetze ein?
Sehen wir uns mal einige S-Bahnnetze daraufhin an, welche baulichen Elemente zur Steigerung der Kapazität der jeweiligen S-Bahn-Stammstrecke eingesetzt werden.
 
Hamburg
Hamburg hat bereits zwei S-Bahn-Stammstrecken und damit eine sehr gute Leistungsfähigkeit im S-Bahnnetz.
 
München
In München verfügen die S-Bahnhöfe Hauptbahnhof, Stachus und Marienplatz sowie die geplanten S-Bahnhöfe der zweiten Stammstecke Hauptbahnhof und Marienhof über die spanische Bahnsteiglösung (getrennte Bahnsteige für das Ein -und Aussteigen). Eine zweite Stammstrecke für die S-Bahn ist im Bau.
 
Frankfurt am Main
In Frankfurt am Main verfügt der S-Bahnhof Hauptbahnhof über zwei Mittelbahnsteige (vier Gleise).
 
Köln
In Köln ist beim S-Bahnhof Hauptbahnhof und beim S-Bahnhof Deutz/Messe jeweils ein zweiter Mittelbahnsteig (4 Gleise) geplant.
 
Zürich
In Zürich hat die S-Bahn eine zweite Stammstrecke, die allerdings mit Fernzügen geteilt werden muss. Der S-Bahnhof Hauptbahnhof der ersten S-Bahn-Stammstrecke verfügt über zwei Mittelbahnsteige (4 Gleise).
 
Berlin
Die Berliner S-Bahn hat drei Stammstrecken (einschließlich der Ringbahn). Eine vierte Stammstrecke mit dem Arbeitstitel "S21" (hat nichts mit Stuttgart 21 zu tun) wird bald eröffnet. Noch etwas zu den Ringbahnen allgemein: Sie sind nur für Städte mit über 4 Mio. Einwohnern sinnvoll. Bei den Mega-Cities wie Moskau, London und Paris liegt der hauptsächliche Anwendungsbereich von Ringbahnen.  
 
Jetzt kommt Stuttgart
Das Stuttgarter S-Bahnnetz verfügt über kein einziges der genannten baulichen Elemente zur Steigerung der Leistungsfähigkeit der einzigen Stammstrecke, als da wären:
 
1. Spanische Lösung mit getrennten Bahnsteigen für die ein- und aussteigenden Fahrgäste
2. Zweite S-Bahn-Stammstrecke
3. Bahnhöfe mit zwei Mittelbahnsteigen (4 Gleise)

Es ist aus baulichen Gründen auch nicht möglich, dass die Stuttgarter S-Bahn nachträglich eines der genannten Infrastrukturelemente erhält.

Was ist für die Stuttgarter S-Bahn möglich?
Der Verband Region Stuttgart erwartet, dass durch signaltechnische Mittel die Kapazität der Stammstrecke der Stuttgarter S-Bahn weiter erhöht werden kann. Dadurch kann vielleicht eine weitere S-Bahnlinie durch die Stammstrecke geführt werden oder es kann für einzelne Linien der 10-Minuten-Takt eingerichtet werden.
 
Der Verband Region Stuttgart ist hier jedoch auf dem Holzweg. Signaltechnische Verbesserungen dürfen nur dazu eingesetzt werden, Verspätungen zu reduzieren, nicht jedoch, um noch mehr Züge durch die Stammstrecke zu führen. So jedenfalls verfahren de facto alle anderen S-Bahnnetze.
 
Es gibt für die Stuttgarter S-Bahn jedoch ein bauliches Element, das zu mehr Zügen führen kann. Dies ist der ergänzende Kopfbahnhof beim Stuttgarter Hauptbahnhof, der auch einige Bahnsteiggleise für die S-Bahn erhalten sollte. Zusätzliche Angebote der S-Bahn können dann in den Kopfbahnhof geführt werden.
 
Tangentialstrecken sind keine Stammstrecke
Unter einer Stammstrecke versteht man eine Strecke, auf der alle Linien eines Netzes oder alle Linien eines Netzteils fahren und die die Innenstadt und/oder den Hauptbahnhof anbindet.
 
Von daher ist eine S-Bahnstrecke von Stuttgart-Vaihingen über die Panoramastrecke der Gäubahn und Stuttgart-Nord nach Stuttgart-Bad Cannstatt keine zweite Stammstrecke für die Stuttgarter S-Bahn, sondern eine bloße Tangentialstrecke mit all ihren Fragwürdigkeiten und Problemen.