Freitag, 9. November 2012

Stuttgart-Zürich: Schweiz erweitert Zugverkehr, Deutschland baut Zugverkehr ab

Ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2012 wird es auf der Schweizer Seite der Bahnverbindung Stuttgart-Zürich markante Verbesserungen im Bahnverkehr geben. Dies berichtet heute die Neue Zürcher Zeitung (NZZ).

Mit der Fertigstellung eines neue Doppelspurabschnitts wird ab Dezember 2012 der Halbstundentakt im Regionalverkehr zwischen Zürich und Schaffhausen eingerichtet. Zusätzlich fahren S-Bahnen auf dieser Strecke. Die neue Doppelspur führt zudem zu Fahrzeitverkürzungen. Im Gegensatz dazu wird ab dem Fahrplanwechsel das eh schon dünne Bahnangebot auf Deutscher Seite der Verbindung Stuttgart-Zürich weiter reduziert. So wird am Samstag abend und am Sonntag morgen je ein IC-Zugpaar gestrichen. Zwar fehlen diese IC-Zugpaare dann auch auf Schweizer Seite. Das ist jedoch zumindest für den Schweizer Binnenverkehr wegen der massiven Angebotsausweitung im Regionalverkehr nicht von Belang.

Der Gegensatz zwischen dem Bahnangebot in den Nachbarländern Deutschland und Schweiz wird sich damit weiter vergrößern. Jeder, der hin und wieder mit dem Zug von Deutschland in die Schweiz fährt, weiß, dass der Unterschied bei den Bahnangeboten zwischen den beiden Ländern schon lange markant ist. Augenscheinlich leben sich die beiden Länder diesbezüglich immer weiter auseinander.


Stuttgart 21 würde den Unterschied zwischen Deutschland und der Schweiz weiter verschärfen
Auch ein Blick in die Zukunft ist in diesem Zusammenhang interessant. In ca. 10 Jahren wird im Rahmen weiterer Ausbauten zwischen Zürich und Schaffhausen der Viertelstundentakt eingerichtet werden können. Zumindest ein Teil dieser Züge hält hierbei auch in Zürich-Oerlikon (vergleichbar mit Stuttgart-Vaihingen). 

Würde Stuttgart 21 verwirklicht, würde sich das Bahnangebot auf der Deutschen und auf der Schweizer Seite der Verbindung Stuttgart-Zürich noch weiter auseinanderleben. Durch die Engpässe von Stuttgart 21 ist auf der Gäubahn kaum ein Halbstundentakt im Regionalverkehr und geschweige denn ein Viertelstundentakt möglich. Zudem kann der wichtige Regional- und Umsteigebahnhof Stuttgart-Vaihingen nicht angefahren werden. Die heute noch verkehrenden IC, die zwischen Stuttgart und Singen de facto auch eine Regionalverkehrsfunktion haben, werden dann möglicherweise ganz eingestellt sein (diesbezügliche Absichten hat die Bahn bei der europäischen Fahrplankonferenz bereits geäußert).

In diesem Zusammenhang würde es wenig helfen, würde man die Schweizer Bundesbahnen SBB bitten, den gesamten Zugverkehr der Gäubahn von der DB zu übernehmen. Denn das Stuttgart 21-Desaster wie auch den schleppenden zweigleisigen Ausbau der Gäubahn könnte auch die SBB nicht heilen.

Das Stuttgart-Desaster macht die Schweizer fassungslos
Die Schweizer Bundesbahnen und auch die interessierte Öffentlichkeit der Schweiz blicken derweil fassungslos auf das derzeitige Stuttgart-Desaster. Für die Schweizer Bürger sind gute Bahnverbindungen ins Ausland von großer Bedeutung. So werden die Verbindungen mit TGV nach Frankreich immer weiter ausgebaut. Zum Fahrplanwechsel im Dezember wird es ein Zugpaar pro Tag mehr in der Verbindung Zürich-Wien geben. Und nach dem Abschluss der anstehenden Ausbauten in Oberschwaben soll es in der Relation Zürich-München in einer ersten Stufe den Zweistundentakt im Fernverkehr geben. Stuttgart ist dagegen die einzige wichtige Auslandsdestination aus der Schweiz, in die der Bahnverkehr abgebaut wird. Das liegt allerdings nicht an der Schweiz.

Nachdem jetzt dankenswerterweise der aus der Schweiz zur Festveranstaltung der Uni Stuttgart mit geplanter Ehrung von Bahnchef Grube geladene Gastredner Professor Kinzelbach von der ETH Zürich seine Teilnahme widerrufen hat und daraufhin die Veranstaltung abgesagt werden musste, hoffen wir jetzt auf weitere kompetente Schützenhilfe aus der Schweiz, um Stuttgart 21 mögichst rasch zu beenden.          
  

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