Mittwoch, 30. Mai 2012

S21 beseitigt keines der großen Stuttgarter Defizite

Im letzten Post in diesem Blog gingen wir der Frage nach, warum ein sonstwo in Europa abgelehntes Projekt - das 21er-Projekt - in Stuttgart bei vielen Politikern auf offene Ohren stieß. Hierbei kamen wir zum Schluss, dass die Ursache erst in zweiter Linie bei bestimmten politischen Parteien, bei den Politikern als solchen oder bei ganz bestimmten Politikern zu suchen ist. Die eigentliche Ursache für Stuttgart 21 liegt vielmehr in einer seit Jahrzehnten andauernden Kumulation schwerer Fehler bei Stadtplanung, Architektur und Verkehrsplanung, die in Stuttgart gemacht worden sind und die heute dazu führen, dass auf diesen Gebieten große Defizite zu beklagen sind. Und es gibt die Vermutung, dass keine andere deutsche oder europäische Stadt diese Fehler in dieser Dichte gemacht hat.

Die Stuttgarter Defizite sind vielen Politikern nicht im Einzelnen bekannt. Ein allgemeines Unbehagen gibt es jedoch quer über alle Politiker in Stuttgart und in BW hinweg, was den Zustand des Städtebaus, der Architektur und des Verkehrswesens in Stuttgart betrifft. Und dieses Unbehagen war es dann auch, das den Nährboden für das als Heilbringer angesehene Projekt Stuttgart 21 bereitete.

Im heutigen Post soll ein Versuch gemacht werden, die großen Stuttgarter Defizite in der Verkehrsplanung, der Architektur und der Stadtplanung aufzulisten. Heute geht es also ans Eingemachte. Das ist nicht immer leicht zu verdauende Kost. Beim einen oder anderen der aufgelisteten Punkte mag vielleicht sogar mancher oder manche aus der Bürgerbewegung gegen Stuttgart 21 die Nase rümpfen. Aber eine Auflistung der großen Stuttgarter Defizite ohne falsche Rücksichtnahme auf Lobbyisten, auf Parteien oder andere Interessen ist unabdingbar, wenn man eine Richtschnur für das erforderliche Handeln in der Zukunft erhalten will. Am Ende der Auflistung werden wir sehen, dass Stuttgart 21 kein einziges der großen Stuttgarter Defizite beseitigt und dass deshalb das zukünftige Handeln in Stuttgart nur ohne S21 stattfinden kann.

Montag, 28. Mai 2012

21er-Projekte: Frankfurt und München lehnen ab, in Stuttgart jubeln die Politiker

Große Teile der Politik in Stuttgart und in Baden-Württemberg wollen mit Stuttgart 21 ein Projekt durchziehen, das es in dieser Form nirgendwo sonst in Europa gibt und das in allen anderen Städten abgelehnt worden ist. Das schreit förmlich nach einem Erkärungsversuch. Denn der bloße Zufall kann es nicht sein, dass bestimmte Teile von Politik und Bevölkerung in Stuttgart einem Projekt hinterherrennen, das anderswo nie die Chance auf Verwirklichung hätte.

Freitag, 25. Mai 2012

Gäubahnvorschlag der Region Neckar-Alb ist Schwächung des Bahnknotens Stuttgart

Im Zusammenhang mit dem anstehenden und jetzt zunächst einmal verschobenen Filderdialog haben verschiedene Kommunen der Region Neckar-Alb einen neuen Vorschlag für die Führung der Gäubahn ins Gespräch gebracht.(Bericht der Stuttgarter Zeitung vom 25.05.2012, 12 Uhr 15). Demnach sollen die Züge der Gäubahn zukünftig über Reutlingen, Tübingen und Rottenburg nach Horb fahren und nicht mehr über S-Vaihingen, Böblingen, Herrenberg und Eutingen. Damit soll ein Mischbetrieb zwischen Fern-/Regionalzügen und der S-Bahn zwischen dem Flughafen und S-Rohr vermieden werden.  

Der Vorschlag ist nicht sinnvoll. Das wird weiter unten noch näher zu erläutern sein. Zunächst jedoch wollen wir diesem Vorschlag auch einmal etwas Gutes abgewinnen. Die Kommunen der Region Neckar-Alb reihen sich mit diesem Vorschlag in die inzwischen schon beachtliche Kette derjenigen ein, die die Planung von Stuttgart 21 beim Flughafen und auf den Fildern als Murks ansehen. Willkommen im Klub! Andere Glieder in dieser Kette sind zum Beispiel die SPD des Landes Baden-Württemberg (siehe im Post vom 12.01.2012), der Verkehrsminister des Landes Baden-Württemberg, das Eisenbahnbundesamt, der CDU-Oberbürgermeister der Stadt Leinfelden-Echterdingen, viele Organisationen und Vereinigungen und nicht zuletzt auch die Bahn selbst. Warum sonst sollte die Bahn wohl diesen Filderdialog veranstalten wollen?

Sonntag, 20. Mai 2012

Welche Bahnanbindung brauchen der Flughafen und die Fildern?

Am kommenden Freitag, den 25. Mai 2012 soll die erste Sitzung des sogenannten Filderdialogs stattfinden. Der Filderdialog hat zum Ziel, verschiedene Varianten für die Bahnanbindung des Stuttgarter Flughafens sowie der Fildern zu erörtern.

Noch ist keineswegs klar, ob der Filderdialog ein Erfolg wird oder ob er mit einem Affront enden wird. Wird es gelingen, den bisher geplanten sogenannten Filder-Murks ad acta zu legen? Wird eine Variante für die Bahnanbindung des Flughafens und der Fildern ausgewählt werden, die sich rein an Sachargumenten orientiert und die ohne die Politiker-Sprechblasen und das Magistralen-Gedöns auskommt?

In diesem Blog ist das Thema Flughafen und Fildern in den mittlerweile insgesamt 237 Artikeln (Posts) immer wieder mal angesprochen worden. Niemand von uns hat aber die Zeit, alle Artikel jetzt noch einmal auf Aussagen zum Flughafen und zu den Fildern zu durchforsten. Deshalb gibt es heute in diesem Blog eine Aufzählung von Statements zur Bahnanbindung des Stuttgarter Flughafens und der Fildern.

Freitag, 18. Mai 2012

Die etwas merkwürdigen Argumente des VVS gegen einen Regionalzugbahnhof S-Vaihingen

Auf seiner Internetseite erklärt der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS), weshalb er einem Regionalzughalt in Stuttgart-Vaihingen kritisch gegenübersteht. Zu finden ist die Stellungnahme wie folgt: man geht auf www.vvs.de. In der Kopfzeile klickt man auf FAQ ("häufig gestellte Fragen"). Dann klickt man in der linken Spalte auf "Fahrplanangebot". Man kommt darauf zu verschiedenen Fragen, unter anderem zum Regionalzughalt in S-Vaihingen.

Immerhin gibt der VVS mit der Behandlung der Thematik des Regionalzughalts in S-Vaihingen unter der Rubrik FAQ zu, dass es sich hier um ein häufig vorbebrachtes Anliegen aus der Bevölkerung handelt. Die Menschen wollen also diesen Regionalzughalt. Wir werden jetzt nachfolgend alle Argumente des VVS daraufhin überprüfen, ob sie selbsttragend und stichhaltig sind oder ob es sich hier möglicherweise nur um einen Versuch handelt, den etappierbaren Ausbau des Bahnknotens Stuttgart als Alternative zu Stuttgart 21 schlecht zu reden. Die Reihenfolge der Argumente ändern wir hier im Vergleich zum VVS-Text, damit eine bessere Struktur entsteht.

Mittwoch, 16. Mai 2012

Ist die S21-Berichterstattung der Stuttgarter Nachrichten ein Fall für den Presserat?

In der Online-Ausgabe der Stuttgarter Nachrichten befindet sich mit Datum vom 16.05.2012 und der Uhrzeit 9 Uhr ein Artikel mit der Überschrift Filderdialog, Flughafen soll Bahndrehscheibe werden.

Sowohl die Überschrift des Artikels als auch einige Behauptungen im Artikel entsprechen nicht dem, was man sich unter einer neutralen, der Wahrheit verpflichteten Berichterstattung vorstellt. Bewusst oder unbewusst dient der Artikel dazu, Propaganda für Stuttgart 21 zu machen und die vielfältigen Nachteile von Stuttgart 21 ins Gegenteil zu verkehren.

Montag, 14. Mai 2012

Fiktive Fragestunde der Ulmer Bürger zu K21 und zum etappierbaren Ausbau Stuttgart-Ulm

Zwischen den Stuttgartern und den Ulmern gibt es im Zusammenhang mit Stuttgart 21 und der Neubaustrecke Wendlingen-Ulm Meinungsverschiedenheiten und Missverständnisse. Die Ulmer Bürgerinnen und Bürgern sehen mit Misstrauen auf die Stuttgarter, die in ihren Augen eine schnelle Verbindung von Ulm nach Stuttgart, zum Flughafen und nach Norddeutschland verhindern. Die Stuttgarter Bürgerinnen und Bürger wiederum verstehen die Ulmer nicht, die sich in ihren Augen anmaßen, für ein Stadt- und Bahnzerstörungsprojekt historischen Ausmaßes in Stuttgart zu stimmen.

Da tut Vermittlung und Aufklärung not. Und aus Stuttgarter Sicht könnte es Sinn machen, die Bürgerinnen und Bürger von Ulm noch besser und detaillierter über K21, das Alternativprojekt zu Stuttgart 21, sowie über einen etappierbaren Ausbau des Bahnkorridors Stuttgart-Ulm, das Alternativprojekt zur Neubaustrecke Wendlingen-Ulm, zu informieren. Das könnte im Rahmen einer Fragestunde in irgendeinem Ulmer Veranstaltungssaal erfolgen. 

Samstag, 12. Mai 2012

Neubaustrecke Wendlingen-Ulm ist keine Hilfe für S-Bahn Göppingen

Die geplante S-Bahn im Landkreis Göppingen - dem bisher einzigen Landkreis der Region Stuttgart ohne S-Bahn - ist in diesen Wochen wieder Gegenstand politischer Auseinandersetzungen. Man will in einigen Jahren einen Vorlaufbetrieb im Stundentakt zwischen Göppingen und Stuttgart einrichten. Ein richtiger S-Bahnbetrieb soll eingerichtet werden, wenn die Neubaustrecke (NBS) Wendlingen-Ulm in Betrieb gegangen ist.

Hier gilt es zu zeigen, dass die geplante Neubaustrecke Wendlingen-Ulm keine Hilfe für die S-Bahn im Landkreis Göppingen ist. Voraussetzung für einen richtigen S-Bahnbetrieb ist hingegen eine Herausnahme des Güterverkehrs aus den Kommunen zwischen Plochingen und Göppingen und somit ein etappierbarer Ausbau des Bahnkorridors Stuttgart-Ulm, der nicht nur dem ICE-Verkehr, sondern auch dem Güterverkehr, dem Regionalverkehr und dem S-Bahnverkehr dient und der gleichzeitig die Anwohner vom Güterverkehrslärm entlastet.

Donnerstag, 10. Mai 2012

Die Durchbindung von Regionalzügen ist bei großen Bahnknotenpunkten nicht das richtige Konzept

Immer wieder wird Stuttgart 21 mit dem Argument gerechtfertigt, dass die Regionalzüge mit Hilfe des Durchgangsbahnhofs zu Durchmesserlinien durchgebunden werden können. Zuletzt hat Professor Heimerl in seinem Leserbrief an die Stuttgarter Zeitung (siehe den Post in diesem Blog vom 08.05.2012) diesen Punkt wieder bemüht.

Hier gilt es nun zu zeigen, dass die Durchbindung der Regionalzüge bei großen Bahnknotenpunkten wie Stuttgart Hauptbahnhof nicht sinnvoll ist. Weiter gilt es zu zeigen, dass das Argument der Durchbindung von Regionalzuglinien bei Stuttgart 21 kein primäres Argument für das Bauvorhaben ist. Vielmehr handelt es sich hierbei um ein Sekundärargument, mit dem Defizite des Bauvorhabens kaschiert werden sollen.

Dienstag, 8. Mai 2012

Der alte Mann und das Projekt

Er kämpft unverdrossen weiter für sein Projekt. Jetzt hat sich Gerhard Heimerl (78), der Erfinder von Stuttgart 21 sowie der Neubaustrecke (NBS) Wendlingen-Ulm erneut zu Wort gemeldet. In einem zweispaltigen Leserbrief in der Stuttgarter Zeitung vom 07.05.2012 rechtfertigt er Stuttgart 21 erneut mit den alten abgedroschenen Argumenten. Selbst eine weitere Verzögerung bei der Fertigstellung der NBS Wendlingen-Ulm schadet laut Heimerl dem Projekt Stuttgart 21 nicht.

Immerhin gibt Heimerl jetzt zu, dass die NBS Wendlingen-Ulm wohl nicht termingerecht fertiggestellt werden wird, sollte diese Strecke tatsächlich gebaut werden. Und hieß es bisher immer, Stuttgart 21 könne ohne die NBS nicht in Betrieb gehen, so postuliert Heimerl jetzt einfach, dass S21 auch alleine sinnvoll betrieben werden kann.

Beim Durchlesen des Heimerl-Briefes gewinnt man den Eindruck, dass dieser Mann auf dem Sachstand von vor 30 Jahren stehengeblieben ist, als er die Projekte S21 und NBS Wendlingen-Ulm ausbrütete. Auf keinen einzigen der zahlreichen Sachverhalte, die bis heute neu aufgetaucht sind, geht er ein.

Montag, 7. Mai 2012

Trennung von ICE- und Güterverkehr darf nicht zum Dogma werden

Immer wieder hört man Politiker, wie sie ihr neu erworbenes bahnverkehrliches Wissen zum Besten geben. Dazu gehört auch die Rechtfertigung der Neubaustrecke (NBS) Wendlingen-Ulm mit dem Argument, dass der ICE-Verkehr und der Güterverkehr keinesfalls auf denselben Gleisen abgewickelt werden dürfen und deshalb getrennt werden müssten.

Nun kann die Trennung von schnellem Personenverkehr und Güterverkehr im Einzelfall durchaus sinnvoll sein. Falsch ist es jedoch, wenn man dieses bahnverkehrliche Prinzip unbesehen immer und überall anwendet. Dann wird das Prinzip zum Dogma. Ein genaueres Hinsehen auf die Verhältnisse und die Zahlen im Bahnkorridor Stuttgart-Ulm zeigt jedenfalls, dass hier die Trennung von ICE- und Güterverkehr nicht das richtige bahnverkehrliche Prinzip ist.