Freitag, 4. November 2011

S 21 bringt Null Minuten Fahrzeitgewinn - der Kreuzungsbahnhof Fornsbach 10 Minuten


Das Gutachten der Schweizer Verkehrsberatungsfirma SMA, das lange Zeit von der alten Landesregierung unter Verschluss gehalten worden war, hat es ans Tageslicht gebracht: Stuttgart 21 bringt keine Fahrzeitverkürzungen. Alle in den Hochglanzprospekten der Stuttgart 21-Protagonisten angegebenen Fahrzeitverkürzungen werden entweder durch die Neubaustrecke Wendlingen-Ulm erreicht (die mit Stuttgart 21 nichts zu tun hat) oder sie werden durch andere Maßnahmen weit weg von Stuttgart erreicht, die mit Stuttgart 21 ebenfalls nichts zu tun haben.

Aber es kommt noch besser: ein ausgebauter Kopfbahnhof, z.B. entsprechend dem Konzept K 21, bringt für mehr Reisende Fahrzeitgewinne als Stuttgart 21. Und die Neubaustrecke Wendlingen-Ulm lässt sich mit einem ausgebauten Kopfbahnhof besser in das Netz integrieren als mit Stuttgart 21.

Nachfolgend ein Beispiel für eine Maßnahme weit weg von Stuttgart, deren Nutzen von den Stuttgart 21-Protagonisten immer wieder fälschlicherweise Stuttgart 21 zugeschlagen werden.

Es geht um die Maßnahme der Wiedereinrichtung des Kreuzungsbahnhofs Fornsbach an der Murrbahn. Im Jahr 1996 wurde das zweite Gleis im Bahnhof Fornsbach zurückgebaut - trotz aller Warnungen. Die Folgen sind verheerend. Die Züge der Murrbahn müssen heute in den Bahnhöfen Murrhardt und teilweise Backnang über 10 Minuten auf den Gegenzug warten. Ein integraler Taktfahrplan kann im Verlauf der Murrbahn nicht eingerichtet werden.

Die Inbetriebnahme des wiederhergestellten Kreuzungsbahnhofs Fornsbach Ende 2012 wird nicht nur eine Beschleunigung von über 10 Minuten bei den Fahrzeiten der Murrbahn in beiden Richtungen bewirken. Es wird dann auch möglich sein, im Verlauf der Murrbahn den integralen Taktfahrplan einzuführen. Wer die Fahrpläne der Strecken ab Stuttgart ein wenig kennt, wird wissen, dass der Fahrplan der Murrbahn das Stiefkind unter den Streckenfahrplänen ab Stuttgart ist.

Soweit,so gut. Es gilt aber auch hier das Sprichwort: "Es kann der Frömmste nicht im Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt". Und so haben sich jetzt die Stuttgart 21-Protagonisten herangemacht, die durch den Kreuzungsbahnhof Fornsbach möglichen Fahrzeitverkürzungen einfach dem Projekt Stuttgart 21 zuzuschlagen. Denn das Projekt Stuttgart 21 hat auch bei der Murrbahn ein Problem: es gibt keinerlei Fahrzeitverkürzungen. Im Gegenteil: durch die bei Stuttgart 21 längere Strecke zwischen Bad Cannstatt und dem Hauptbahnhof gibt es eher Fahrzeitverlängerungen als -verkürzungen. Und so stehen nun in den Propagandaprospekten von S21 für die Städte Crailsheim und Schwäbisch Hall plötzlich Fahrzeitgewinne durch Stuttgart 21 von 10 bis 15 Minuten. 

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) hat erst vor wenigen Tagen in einer Presserklärung noch einmal deutlich darauf hingewiesen, dass die wegen Stuttgart 21 versprochenen Fahrzeitverkürzungen allesamt durch andere Maßnahmen entstehen, dass sich Stuttgart 21 also mit fremden Federn schmückt. Es wäre zu begrüßen, wenn Verkehrsminister Herrmann nach der Pressekonferenz mit der Märkischen Revision, in der es um die wirklichen Ausstiegskosten aus Stuttgart 21 ging, und der demnächst stattfindenden Pressekonferenz über die Kosten von Stuttgart 21 auch noch eine dritte Pressekonferenz abhielte, in der es um die Fahrzeitverschlechterungen bei Stuttgart 21 geht.

12 Millionen Euro für 10 Minuten Fahrzeitgewinn beim Kreuzungsbahnhof Fornsbach gegen 5 bis 6 Milliarden Euro ohne Fahrzeitgewinn bei Stuttgart 21 - besser kann man den Gegensatz zwischen sinnvollen Ausbaumaßnahmen für die Bahn und Verkehrsmurks nicht darstellen.

Baustellenschild beim zukünftigen Kreuzungsbahnhof Fornsbach im Verlauf der Murrbahn
Blick vom bestehenden Bahnhof Fornsbach in Richtung Osten: der neue Kreuzungsbahnhof Fornsbach wird ca. 300 Meter weiter östlich des vorhandenen Bahnhofs gebaut, und damit näher am Ort Fornsbach. Rechts sieht man das in den Neunziger Jahren zurückgebaute zweite Gleis.
Fußgängerunterführung im neuen Kreuzungsbahnhof Fornsbach im Bau: der Bahnhof Fornsbach wird über zwei Seitenbahnsteige verfügen, die auch über Aufzüge zugänglich sein werden.
Blick vom Ostende des neuen Kreuzungsbahnhofs Fornsbach in Richtung Osten: das zweite Gleis wird beim Fahrleitungsmast im Hintergrund enden.
Bahnbrücke östlich des neuen Kreuzungsbahnhofs Fornsbach: schon beim Bau der Brücke hat man für eine zweigleisige Murrbahn vorgesorgt.
       

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