Freitag, 29. Oktober 2010

Wie Stuttgart 21 in besserem Licht erscheinen soll

Stuttgart 21 bringt so gut wie keine Verbesserungen für die Fahrgäste der Bahn. Im Gegenteil, es gibt vielfache Verschlechterungen gegenüber dem heutigen Zustand. Um das Projekt Stuttgart 21 wenigstens in einem etwas besseren Licht erscheinen zu lassen, werden einfach und kostengünstig bereits heute einzurichtende Verbesserungen beim Bahnverkehr bewusst zurückgestellt, um sie später auf der Haben-Seite von Stuttgart 21 präsentieren zu können. Dazu gehören:



1. Express S-Bahn zum Flughafen
Bereits heute könnte man eine Express S-Bahn zum Flughafen einrichten, die die Strecke zwischen dem Hauptbahnhof und dem Flughafen anstatt in 27 Minuten in ca. 18 Minuten ohne Halt zurücklegt. Diese S-Bahn wäre gerade auch bei Tagen mit Publikumsmessen geeignet, die S-Bahnlinien S2 und S3 zu entlasten.

Die Express S-Bahn könnte im Stuttgarter Kopfbahnhof (oben) abfahren. Kapazität dafür wäre vorhanden. Der Kopfbahnhof hat ja auch die Kapazität, um die Züge der S-Bahnlinie S1 aufzunehmen, die zur Zeit wegen der Stuttgart 21 - Planungsfehler nicht über die innerstädtische Tunnelstrecke fahren können.  

Die Express S-Bahn würde über die Gäubahn bis nach Stuttgart-Vaihingen fahren und dort auf die Gleise der S-Bahn zum Flughafen wechseln. Von dort fährt sie ohne Zwischenhalt bis zum Flughafen.  

2. Halt der Gäubahn in Stuttgart-Vaihingen
Mit vergleichsweise kleinen Investitionen könnte in Kürze ein Halt der Regionalzüge der Gäubahn in Stuttgart-Vaihingen eingerichtet werden. Vaihingen ist ein Knotenpunkt des öffentlichen Verkehrs. Dort könnten die Fahrgäste der Gäubahn in drei S-Bahnlinien und vier Stadtbahnlinien sowie 5 Buslinien umsteigen. Der gesamte Filderraum würde über einen Halt der Gäubahn in S-Vaihingen für die Bahnfahrgäste erschlossen. Dazu gehören die Universität Stuttgart, die Universität Hohenheim, über 100.000 Einwohner und viele Arbeitsplätze. Auch der Flughafen und die Messe wären von Vaihingen aus einfach zu erreichen.

Aber leider: der Halt der Gäubahn in S-Vaihingen wird nicht eingerichtet, um später mit Stuttgart 21 die Führung der Gäubahn über den Flughafen in einem besseren Licht erscheinen zu lassen.

3. IC-Halt in Böblingen
Ebenfalls mit vergleichsweise kleinen Investitionen könnte der IC (bzw. ICE) Stuttgart-Zürich in Böblingen halten. Auch das wird jedoch nicht praktiziert, damit nach Fertigstellung von Stuttgart 21 ein IC-Halt in Böblingen mit diesem Projekt verbunden werden kann.

4. Stundentakt mit IRE zwischen Stuttgart und Karlsruhe
Die Verbindung zwischen Stuttgart und Karlsruhe (immerhin die beiden wichtigsten BW-Städte) ist alles andere als attraktiv. Es verkehren nur alle zwei Stunden IRE. Zwar verkehren ebenfalls im Zwei-Stunden-Takt auch Regionalbahnen. Diese halten jedoch an jedem Bahnhof und sind mit einer Fahrzeit von 1:19 h nicht attraktiv. Zudem fahren diese RE nur 20 Minuten nach dem IRE in Stuttgart ab, so dass trotzdem eine Lücke von fast 2 Stunden entsteht.

Ein Stundentakt mit IRE zwischen Stuttgart und Karlsruhe wäre dringend erforderlich. Dieser Stundentakt könnte heute bereits eingerichtet werden. Der Stuttgarter Kopfbahnhof ist in der Lage, diesen Verkehr aufzunehmen. Schauen wir zur Abwechslung mal wieder in die Schweiz. Dort wäre bereits heute der Halbstundentakt zwischen Städten wie Stuttgart und Karlsruhe eingerichtet und der Viertelstundentakt würde angestrebt.

Gegenüber diesen Verhältnissen erscheint einem Baden-Württemberg wie ein Entwicklungsland. Aber es ist klar: wir bekommen in den nächsten 15 Jahren nicht einmal den Stundentakt zwischen Stuttgart und Karlsruhe. Denn die Landesregierung muss Finanzmittel für Stuttgart 21 zurücklegen und der Stundentakt Stuttgart-Karlsruhe soll später einmal mit Stuttgart 21 in Verbindung gebracht werden.

Was für die Strecke Stuttgart-Karlsruhe gilt, trifft auch auf manch andere Strecke noch zu. Wie lange wollen wir Bürgerinnen und Bürger von Baden-Württemberg uns eigentlich noch von Stuttgart 21 quälen lassen?   

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