Samstag, 25. September 2010

Eine Bahn, die dem Flugzeug nachjagt, hat schon verloren

Die Wochenzeitung Die Zeit veröffentlichte in einer ihrer letzten Ausgaben im Rahmen einer Rückschau auf das vergangene Jahrzehnt einige Zahlen. Es wurden Zahlen vom Anfang der "Nuller-Jahre" (Ende 1999) und vom Ende der Nuller-Jahre (Ende 2009) für verschiedene Sachverhalte gegenübergestellt. 

Zu den vorgestellten Zahlen gehörte auch die Entwicklung des Fernverkehrs bei der Bahn. Zunächst konnte man kaum glauben, was man da las. Aber beim zweiten Blick war klar, dass keine Sinnestäuschung vorlag. Tatsächlich ist der Fernverkehr der Bahn innerhalb des vergangenen Jahrzehnts um über 20 Prozent zurückgegangen.



Hat man nicht im vergangenen Jahrzehnt die Hochgeschwindigkeitsstrecke Frankfurt - Köln mit einem Aufwand von bisher 6 Milliarden Euro gebaut? Wurde nicht die Hochgeschwindigkeitsstrecke Nürnberg - Ingolstadt (Kosten: 3,6 Milliarden Euro) in Betrieb genommen. Gibt es nicht zwischen Hannover und Berlin seit dem Beginn des Jahrzehnts eine Hochgeschwindigkeitsstrecke (2,6 Milliarden Euro)? 

Anscheinend haben alle diese gigantischen Investitionen nicht das gebracht, was sie eigentlich bringen sollten, nämlich eine markante Steigerung des Fernverkehrs der Bahn und eine Verschiebung der Anteile am Fernverkehr vom Auto und vom Flugzeug hin zur Bahn.

Gleichzeitig haben diese gigantischen Investitionen in einzelne Hochgeschwindigkeitsstrecken verhindert, dass in die Flächenbahn und in den Nahverkehr investiert wurde. Gerade in diesen Verkehren konnte die Bahn trotz zu geringer Investitionen Zuwächse erzielen.

Diese Fehler des vergangenen Jahrzehnts werden immer noch fortgesetzt. So wird gerade mit riesigem Aufwand eine Schnellfahrstrecke von Erfurt nach Nürnberg gebaut (Kosten über 5 Milliarden Euro). Diese Strecke benötigt eine Bauzeit von über 10 Jahren und wird nach ihrer Inbetriebnahme nur von wenigen ICE befahren werden können. Die Fahrzeit zwischen Berlin und München wird auch nach der Eröffnung dieser Strecke vier Stunden betragen, also zu viel, um dem Flugzeug nennenswert Passagiere wegzunehmen. Gleichzeitig bindet diese Neubaustrecke einen großen Teil der vom Bund zur Verfügung gestellen Ausbaumittel für die Bahn. Diese Mittel fehlen dann an anderer Stelle.

Die Projekte Stuttgart 21 sowie Neubaustrecke Wendlingen - Ulm fügen sich nahtlos in diese umrühmliche Reihe ein. Auch diese Projekte sind gekennzeichnet durch:

  • eine exorbitant lange Bauzeit,
  • exorbitant hohe Baukosten bei gleichzeitig geringem Nutzen,
  • einen Staubsaugereffekt bei den Investitionen weg von sinnvollen Investitionen in die Flächenbahn und in den Nahverkehr,
  • und die gleichzeitige Unfähigkeit, dem Flugzeug Konkurrenz zu machen.

Im Gegensatz zur Neubaustrecke Erfurt - Nürnberg, bei der viele Tunnel bereits im Bau sind, haben die Projekte Stuttgart 21 und Wendlingen - Ulm noch nicht begonnen bzw. sie bieten noch die Möglichkeit, zur Verhinderung weiteren Schadens auszusteigen.

Verantwortungsbewusste Politiker, die an die heutigen wie auch die zukünftigen Generationen denken, sollten deshalb jetzt die Reißleine ziehen und beide Projekte beenden.             

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